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You look like a devil to me - Eleanor Guthrie - 01.06.2023

Die Augen geschlossen haltend, stützte sich Eleanor mit den Händen auf dem Tisch ab. Heute war er da, der Tag, den sie seit langer Zeit befürchtet hatte. Seit die Gerüchte um die Ranger ihre Runden machte, vor allem aber um ihren Captain. Es war ein Funke Hoffnung gewesen, das Charles es nie hierher nach Nassau schaffen würde, das er einen anderen Weg suchte um seine Beute zu verkaufen. Ein neuer Schwarzhändler oder irgendetwas in diese Richtung. Doch diese Hoffnung hatte Mr. Scott ihr genommen, als er ihr berichtete das ein neues Schiff ankerte und Piraten angekommen waren. Ein Ausdruck, der ihr so nie etwas ausmachte. Es war immerhin ihr fucking Business und sie hatte gelernt sich gegen diese Art von Männern durchzusetzen.
Es war nicht Flint, denn sonst hätte man ihr einfach nur Bescheid gegeben, dass Flint neue Ware brachte. In diesem Fall hätte Eleanor sich sogar gefreut, denn egal was man über Flint sagen mochte und sie wusste was für ein Mann er sein konnte, doch sie hegten fast schon eine freundschaftliche Beziehung. Flint war für sie ein engerer Vertrauter und Anlaufpunkt als ihr Vater. Doch der Name, der dieses Mal genannt wurde war kein anderer als Charles Vane, ihr Nemesis und sie hatte noch keine Ahnung, wie sie mit ihm umgehen sollte.
Charles war brutaler geworden, das hatten die Berichte deutlich bestätigt. Er hatte sich mit der Ranger schnell einen Namen gemacht und übertraf selbst Flint beinahe an Grausamkeit und das war wahrlich nicht einfach. Es war nichts womit sie nicht umgehen konnte, doch alleine der Name hatte so viele Erinnerungen ausgelöst, dass sie sich erst mal fangen musste. "Ruhig... er ist ein Mann wie jeder andere auch. Er hat keine Macht mehr über dich." betete sie sich selber ihr kleines Mantra vor. Sie hatte alles was sie brauchte. Sie hatte Max, bezahlte Nähe ohne weitere emotionale Bindungen ausser Freundschaft... es war ungefährlich. Männer konnte sie gut händeln und sie auflaufen lassen, sollten sie irgendwelche krummen Sachen versuchen oder sie an sich binden zu wollen. Denn Gefühle konnte sich Eleanor nicht erlauben. Gefühle würden bedeuten, dass sie einem Mann die Macht darüber gab, was sie sich aufgebaut hatte. Es würde sie den Traum der Unabhängigkeit kosten, denn im Gesetz stand der Mann nun mal über der Frau. Er hatte jedes verdammte Recht ihr all das zu nehmen und das konnte sie nicht zulassen. Genau... Charles war nur ein Mann, ein Pirat wie jeder andere auch.
Wieder gefasst, richtete sie sich auf und ging die Treppe nach unten in die Taverne. Wenn er wirklich etwas verkaufen wollte, dann würde er hier herkommen, dessen war sie sich bewusst. Eigentlich empfing sie die Leute dann oben in dem Verhandlungsraum, doch hier wollte sie lieber auf Nummer sicher gehen. Sie musste nur dieses eine verdammte fucking Treffen überstehen um sich zu beweisen, dass er ihr nichts mehr anhaben konnte.


RE: You look like a devil to me - Charles Vane - 01.06.2023

Mit einem lauten Platschen landete der Captain der Ranger im seichten Wasser am Strand. Er konnte die Blicke auf sich spüren, als er ans trockene Ufer watete: neugierig waren die meisten, aber er konnte die unausgesprochene Frage förmlich in seinem Kopf hören: sind die Gerüchte wohl alle wahr, die man von ihm hörte? Waren sie. Und nun war Charles Vane zurück in Nassau. Er würde kein drittes Mal mehr gehen, soviel stand fest. Er ignorierte einige Rufe, die ihn Willkommen hießen. Wie er Arschkriecher hasste. Gleichzeitig machte es ihm bewusst, dass sich einige mit Sicherheit an ihn erinnerten, auch wenn es lange her war. Ein kurzer Blick auf die Schiffe bei seiner Ankunft hatte ausgereicht, um zu wissen, dass Edward Teach nicht hier war, dennoch hatte er noch an Board der Ranger Jack den Auftrag gegeben herauszufinden, ob das auch sicher war. Ein Junge, vielleicht 7 Jahre alt, rannte auf ihn zu und wollte sich eine Münze verdienen, indem er seine Dienste anbot. Charles intensiver Blick ruhte auf dem Jungen, der ihn in seiner abgerissenen Kleidung an ihn selbst erinnerte. Ein anderes Leben, wie es schien. Ob er jemanden informieren sollte... ob er ihm den Weg zeigen sollte... ob er etwas für ihn tragen sollte... So viele Fragen. Charles warf dem Jungen eine Münze zu ohne stehenzubleiben. "Verschwinde, Junge."
Er wusste sehr genau, wo er hin wollte und er kannte den Weg besser, als ihm lieb war. Wäre er in diesem Moment stehen geblieben, hätte er vielleicht gezögert und das sollte ihm niemand ansehen. Nicht einmal er selbst wollte sehen, dass er zögerte. So ging es den leichten Anstieg in die Stadt hinauf. Einige Männer der Ranger dicht hinter ihm und sie sorgten dafür, dass man wusste, wer hier angekommen war. Hier zettelten sie eine Schlägerei an, dort bedienten sie sich an Obst ohne zu bezahlen. Als das Bordell in Sichtweite kam, gab es kein Halten mehr. Charles konnte noch das Kreischen der Huren dort hören, als die Männer grölend und ungeduldig in das Etablissement einfielen. Einen Moment lang folgte ihnen sein Blick, denn wer konnte es ihnen verdenken? Es war Wochen her, dass sie Land und Röcke gesehen hatten, aber trotzdem führte sein Weg ihn in die andere Richtung.
Die Hände locker und doch in einer deutlichen Ansage auf die beiden Waffen, die seitlich am Gürtel trug, gelegt, betrat er die Taverne. Selbst zu dieser Tageszeit war sie gut gefüllt und es roch nach der vertrauten Mischung von Rum, Zigarren und Schweiß. Etwas, das sich wie Zuhause anfühlen wollte. Aber auch das war nicht sein endgültiges Ziel. Er wollte in das Büro, das ein paar Stufen nach oben zu erreichen war. Die Türe war geschlossen, aber davon ließ er sich nicht abhalten. Zielstrebig steuerte er durch den vollen Gastraum und auch hier konnte er die Blicke spüren, die ihm folgten. Andere waren so vertieft in ihre Getränke oder Gespräche, dass sie ihn nicht bemerkten. Charles schlängelte sich an ihnen vorbei und er hatte gerade zwei Stufen genommen, als er aus dem Augenwinkel etwas wahrnimmt, dass er immer und überall erkennen würde. Diese blonden Haare, gepaart mit einer Ausstrahlung, die ihm entgegenschrie, dass sie hier war. Sie. Charles machte auf der Treppe kehrt und drehte sich um, nur um die Frau zu sehen, die alles für ihn gewesen ist. Und es war, als wäre kein Tag vergangen, seit er damals vergeblich auf sie gewartet hatte. Er hatte das Gefühl, dass sie sich kein bisschen verändert hatte, während ihm die Jahre anzusehen waren. Er war härter geworden und muskulöser, die Haare deutlich länger und auch den Bart kannte sie noch nicht.
Charles durchquerte den Raum, den Blick unablässig auf sie gerichtet, bis er vor ihr stand. Einem Mann, der neben ihr stand, warf er einen Seitenblick zu, der den deutlich aufforderte zu gehen, doch der ließ sich nicht beirren. "Da drüben is' noch genug Platz. Wer bist'n du, dass du denkst ich geh einfach weg, hm?" Charles schenkte dem Mann ein beinahe freundliches Lächeln. "Charles Vane... von der Ranger." Der Mann bekam große Augen, murmelte etwas und verschwand. Charles trat noch einen Schritt vor und atmete durch. Es gab kein Zurück mehr, als er sie nun ansah: "Eleanor", begrüßte er sie mit einem Nicken. "Du siehst gut aus. Bekomme ich kein Lächeln? Man könnte meinen, du freust dich nicht mich zu sehen." Ein Grinsen verbarg, was tatsächlich in ihm vorging.



RE: You look like a devil to me - Eleanor Guthrie - 02.06.2023

In dem Augenblick, als Charles die Taverne betrat, nahm er den ganzen Raum für sich ein. Eleanor wusste nicht so wirklich was sie davon halten sollte, oder was sie sich eher gewünscht hätte. Das er fern blieb und einen Vertreter brachte, oder aber das sie es einfach nur hinter sich bringen konnte. Sich selber beweisen konnte, das er ihr nichts mehr bedeuete... dass... "Fuck." fluchte sie leise, während sie ihren Drink herunterschüttete, als Charles sich dann zu ihr umdrehte, als hätte er sie gespürt.
Den irritierten Blick von dem Mann neben sich ignorierte sie. Sie war gerade einfach nur froh das er neben ihr saß und versuchte ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wäre das hier nicht, dann hätte sie ihn längst auf ihre Art und Weise deutlich gemacht, dass er sich verpissen sollte, doch so war es ihr nur Recht das er da war. Eine Sicherheit mehr. Es war nicht fair.... es war absolut nicht fair. Es gab Männer die einfach nur älter wurden, wieso konnte das bei Charles nicht auch so sein? Wieso musste er diese verdammte Ausstrahlung haben, die einen ganzen verdammten Raum einnahm? Er war schon immer auf seine raue Art und Weise anziehend gewesen, doch jezt nahm er ihr alleine durch seinen Anblick einen Augenblick lang die Luft zum Atmen. Etwas, dass sie sich nicht anmerken lassen durfte, denn sie befürchtete das Charles diese Schwäche bemerken würde. Sie musste die Oberhand gewinnen. Egal was es sie kostete. Hier stand einfach zu viel auf dem Spiel.
Kurz verdrehte Eleanor die Augen, als sie angewidert zusehen musste, wie der Kerl neben ihr sich einfach aus dem Staub machte. Soviel zum Thema emotionale Absicherung. Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Wo zur Hölle, war der Mut der Piraten geblieben wenn es denn mal darauf ankam. Und doch reichte dieser Augenblick aus, damit sie sich wieder sammeln konnte. "Charles." probierte sie seinen Namen aus und verfluchte sich innerlich dafür, das ihre Stimme dabei so rau klang. Sich innerlich räuspernd, verzog sie ihre Lippen zu einem aufgesetzten Lächeln. "War es wirklich notwendig, dass du ihn vertreibst und diese Unterhaltung unterbrichst?" stellte sie, statt einer Erwiderung die Gegenfrage und dieses Mal mit absolut beherrschter Stimme. Wobei dieses angebliche Gespräch nie stattgefunden hatte oder hätte. Wäre Charles nicht gewesen, hätte sie ihn selber zum Teufel gejagt, diesen Schwachkopf. Mit einem Nicken erwiderte sie seinen Gruß. "Möchtest du etwas trinken?" fragte sie ihn um ihn davon abzulenken, dass er eventuell mit ihr Geschäfte machen wollte, denn sie musste sich noch einen Grund ausdenken, mit dem sie ablehnen konnte. Wobei das Schwachsinn war... sie musste sich selber nur beweisen, dass es ihr nichts ausmachte und Geschäft war schließlich Geschäft oder nicht? Ihr Blick ging zurück zu Charles.... nein, es war wirklich besser sie lehnte eine Zusammenarbeit mit ihm ab.


RE: You look like a devil to me - Charles Vane - 02.06.2023

Tatsächlich suchte Charles nach Anzeichen von Schwäche, als er nun vor Eleanor stand und sie ansehen konnte. Vielleicht hätte er es anders genannt: ein Zeichen, und sei es noch so klein, dafür, dass es ihr nicht vollkommen gleichgültig war, wo er die letzten Jahre gewesen oder wie es ihm ergangen war. Vielleicht sogar so etwas wie Freude ihn zu sehen oder Erleichterung, dass es ihm gut ging. Irgendetwas, das es ihm erlaubt hätte entspannter mit ihr umzugehen, aber da war nichts. Nichts außer Distanz und Stärke, Beherrschung und... ihr aufgesetztes Lächeln war eine Beleidigung, wenn man Eleanors echtes Lächeln kannte. Der Gedanke, dass sie in diesem Spiel schon immer sehr gut gewesen ist, kam ihm dabei nicht. Auch nicht, sie sich wie er weiterentwickelt, gelernt und all das vervollkommnet haben könnte. Wie damals schon arbeitete sein Verstand anders, wenn er Eleanor Guthrie gegenüberstand. Verflucht. So entging ihm, dass da doch ein winziges Zeichen gewesen wäre: ihr Stimme, die ein wenig rau klang.
Doch dann war es vorbei, als sie fortfuhr. Charles Augenbraue wanderte ein wenig nach oben und er drehte sich demonstrativ in die Richtung um, in die der Mann verschwunden war, auch wenn längst nichts mehr von ihm zu sehen war. "Muss eine einseitige Unterhaltung gewesen sein", stellte er fest, als er sich ihr wider zuwandte, denn dass der Kerl ein Einfaltspinsel gewesen ist, war deutlich zu sehen gewesen. "Oder haben sich deine Vorlieben geändert in den Jahren?" fragte er zurück, um sie ein wenig zu ärgern, denn auch wenn er nicht belesen war: ein Idiot ist er nie gewesen, auch wenn das manche zu behaupten versuchten.
Charles lehnte sich an die Theke, wo der Mann eben noch gestanden hatte. Seitlich, damit er Eleanor weiter ansehen und auch den Eingang im Blick behalten konnte. Er wusste gerne, wer kam und ging. Eine Schlägerei in Port Royal, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte, hatte ihn das gelehrt - und die Standpauke, die er danach von Teach erhalten hatte. "Rum", stimmte er einem Getränk zu und sah, dass Eleanors Glas leer war. "Nur, wenn du mit mir trinkst. Sagen wir: der alten Zeiten willen." Wie immer umspielte der Hauch eines Lächeln seine Mundwinkel, obwohl man nicht sicher sein konnte. Genauso gut konnte es auch Einbildung sein und seine Finger lagen stattdessen bereits an dem Kurzschwert, das er einem jederzeit in den Rücken rammen konnte, wenn er es für notwendig hielt.



RE: You look like a devil to me - Eleanor Guthrie - 02.06.2023

Eleanor vermied es den Blick zu lange bei Charles zu lassen. DEN Fehler, hatte sie sehr schnell bei seinem Eintreten feststellen können. Das war eine Gefahr, die sie zwingend vermeiden musste, denn seine Augen hatten noch immer diese teuflische Anziehungskraft, bei der sie schnell mal unvorsichtig wurde. Sie tat es lange genug, damit es nicht auffiel, denn für den Augenblick konnte sie sich auf die Wut konzentrieren. Die Wut darüber, dass er sie noch immer mit seiner bloßen Anwesenheit beeindrucken konnte und ihr Herz schneller schlagen ließ. Zum Glück konnte man einen Herzschlag nicht sehen und zum Glück gab es immer noch das leere Glas in ihren Händen, auf welches sie dann immer wieder ihren Blick lenken konnte, wenn es zu gefährlich wurde.
Wobei auch ein leeres Glas, sie nicht davor schützen konnte, dass es um ihre Mundwinkel herum verdächtig zuckte, als Charles sie instinktiv durchschaute, oder sich viel mehr daran erinnerte, wie zuwider ihr solche Schwachköpfe waren. Ganz schaffte sie es nicht das Lächeln zurückzuhalten. Doch sie schaffte es auch wieder sich unter Kontrolle zu bringen. "Vielleicht kennst du meine Vorlieben auch einfach nur nicht." konterte sie dann nach einem Moment. Nichts weiter als ein Necken, ein Geplänkel... sicheres Gebiet. Denn auch wenn sie stärker geworden war und inzwischen für sich selber einstand und sich etwas aufgebaut hatte. An ihren Vorlieben hatte sich nichts geändert. Sie ging nur inzwischen anders damit um. Sie hatte die Vorliebe für Nähe, für Gespräche und... nein, es war okay so wie es war. Wenn sie Nähe brauchte, dann ging sie ins Bordell zu Max. Es war eine sichere Nähe, eine die ihr nicht gefährlich werden konnte.
Gefährlich hingegen war die Aufforderung von Charles und das in zweierlei Hinsicht, denn sie musste aufpassen wieviel sie trank. Sie vertrug etwas, aber sie hatte auch schon einiges geleert, seit sie wusste das er hier angekommen war und sei es nur um ihre Nerven zu beruhigen. Doch auf der anderen Seite, würde ihr das die Möglichkeit geben, weiterhin nachzudenken.. einen Grund zu finden ein Geschäft mit ihm abzulehnen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, das er es weiterhin tat. Auch wenn diese Geschäfte sie vermutlich ein Stück weit näher an ihre Unabhängigkeit bringen würden. Mit einem tiefen Atemzug stellte sie sich hin und beugte sich über den Tresen, damit sie die Flasche Rum hervorholen konnte. "Du willst auf das dumme Mädchen trinken, dass ich einst war?" stellte sie dann mit hochgezogener Augenbraue die Gegenfrage. Eine Frage in der mehr Wahrheit steckte, als er es je ahnen würde. Etwas, dass sie zu spät erkannt hatte. Die Manipulation und die Lüge ihres Vaters. Sie war noch dumm genug gewesen, sich davon einlullen zu lassen. Doch andersherum, wäre sie dann heute nicht an dieser Position an der sie jetzt stand. Dann hätte Charles ihr jede Möglichkeit genommen sich selber zu verwirklichen. Er war ein Mann, ebenso wie ihr Vater. Sein Ruf eilte ihm vorraus, er hatte die Kontrolle übernommen und das hätte er auch bei ihr getan.
Eleanor füllte die Gläser und hob ihres an, damit sie mit ihm anstoßen konnte. Dabei machte sie tatsächlich den Fehler, ihn einen Augenblick zulange anzuschauen, so dass ihre Fassade ein wenig ins Wanken kam und ihr Blick weicher wurde, mehr von der Eleanor zum Vorschein kam, die sie eigentlich war.
Doch ebenso schnell war dieser Moment auch wieder vorbei und dieses Mal war es tatsächlich nicht Charles seine Schuld, sondern eher von dem Schwachköpfigen Piraten, der anscheinend das Verpiss dich, welches Charles ihm mitgegeben hatte noch nicht ganz so gerallt hatte. Oder er war schlichtweg zu betrunken dafür. Eleanor tippte ja auf zweiteres, wobei man ersteres auch nicht gänzlich auschschließen konnte. Dennoch wagte er es einen Arm um sie zu legen, sodass sie das Glas abstellte und die Wut zurückkehrte. Auf diesen Tölpel UND auf Charles, weil er es geschafft hatte sie für einen Moment abzulenken. Sie war wütend genug um sich ohne Vorwarnung umzudrehen und dem Tölpel eine mit der Faust zu verpassen. Normal hätte sie das besser hinbekommen, doch so hatte sie den Fehler gemacht und ihren Daumen in der Faust behalten, was sie nach dem Schlag auch schmerzhaft zu spüren bekam. Wütend auf sich und auf diesen Idioten, der sich gerade wieder aufrichten wollte und wütend auf Charles, sprang sie auf und nahm ihr Glas. "Fick dich Charles. Wir gehen nach oben." gab sie ihm lediglich Bescheid, ehe sie neben dem Glas auch noch die Flasche mitnahm und nach oben in ihr Büro abrauschte. Eigentlich etwas, was sie nicht vorgehabt hatte, doch soetwas wie eben, konnte sie sich auch nicht immer erlauben, denn so etwas nahmen die Männer eher selten hin.


RE: You look like a devil to me - Charles Vane - 02.06.2023

Charles beobachtete Eleanor sehr genau, die hier so selbstsicher vor ihm stand. Die Stärke, die sie immer schon gehabt hatte, war nun so deutlich zu sehen. Die Blicke der Anwesenden mochten ihm gefolgt sein, als er die Taverne betreten hatte, aber sie hatte hier das Sagen. Er wusste, was viele naserümpfend dachten: eine Frau! Ihm war das im Grunde herzlich egal. Er machte keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen - solange sie nicht sein Bett betrafen. Wer ihn betrog, betrog ihn. Wer mit ihm Geschäfte machte, machte mit ihm Geschäfte. Schlug man ihn, schlug er zurück. So einfach waren die Regeln in seinem Leben, nach denen er lebte und vor langer Zeit hatte er beschlossen, dass er sich niemals anderen Regeln als den seinen beugen würde. Immer wieder folgte Sein Blick dem von Eleanor, wenn sie ihn senkte und er ruhte dann nicht weniger auf ihren Fingern, nachdem er einen Moment in ihrem Ausschnitt verweilt war. Diese Finger, die er noch heute auf seiner Haut spürte, warm und weich. Die Finger, die ihn bis in seine Träume verfolgten und ihn in all den Jahren einfach nicht losgelassen hatten, ganz gleich wie sehr er sich aus ihrem Griff hatte befreien wollen. Unzählige Huren hatten es nicht geschafft Eleanor Guthrie aus seiner Erinnerung zu vertreiben. Nicht einmal ein paar wenige noble Damen, die ihm zum Opfer gefallen waren auf seinen Raubzügen. Niemand wusste davon, was ihn so verfolgt hatte all die Jahre und ihn über die Meere getrieben hatte in seinem unruhigen Bemühen sie endlich ganz zu vergessen. Jack ahnte es vielleicht und was Anne wusste, konnte nie jemand so genau sagen, aber alle anderen hatten keinen blassen Schimmer davon.
Als Charles das Zucken um Eleanors Mundwinkel sah, hellte sich seine Miene ein wenig auf. Wenn sie auf ihn reagierte, gab es für sie vielleicht den Ansatz eines Weges, den sie gemeinsam gehen konnten. "Ich kann dir deine Vorlieben gerne aufzählen. Gleich hier und jetzt." Zwei Männer an einem Tisch, der nicht weit von ihnen entfernt stand, bekamen große Augen, als ihr Gespräch verstummte und sie sich ein wenig zu ihnen beugten, um besser hören zu können. Charles entging das nicht und es war durchaus beabsichtigt gewesen. "Ich bin sicher der ein oder andere würde sich dafür interessieren."
Er sah zu, wie Eleanor nach der Flasche angelte und genoss die Aussicht durchaus, die sich ihm dabei bot, als sie sich so streckte. Eleanor war anders, als andere Frauen, aber wie viel würde sie wohl vertragen? Er gab ihr zwei Gläser Rum, vielleicht drei. Andererseits gehörte ihr auch die Taverne, also wohl eher vier. Man würde sehen...
Charles, der keine Ahnung davon hatte, was Richard Guthrie für eine Rolle gespielt hatte damals, als er vergeblich am Strand auf sie gewartet hatte, nahm die Frage von Eleanor als das, was sie augenscheinlich auch ausdrückte. "Du warst sicher vieles, Eleanor, aber dumm warst du nie", lachte er, denn wenn sie meinte ihn mit solch einer plakativen Aussage zu irgendetwas bewegen zu können, dann hatte sie sich geirrt. Hoffte sie, dass er ihr zustimmte? Im gleichen Moment stießen ihre Gläser aneinander und er sah für einen kurzen Moment das, was er vermisst hatte. Eine Weichheit in ihrem Blick, der die scharfe Zunge, die genauso zu ihr gehörte, Lügen strafte. Er bemerkte nicht einmal, dass er ihr unwillkürlich ein versöhnliches Lächeln anbot im Gegenzug, das den Jungen von damals zurückbrachte.
Doch der Moment wurde jäh zerstört, als der Einfaltspinsel zurückkehrte. Charles konnte nur zusehen, wie Eleanor schneller zuschlug, als der Mann vermutlich begriff, was er gerade versucht hatte. Der Schlag war beachtlich für eine Frau und Charles nickte anerkennend. Als der Mann polternd zurück stolperte und zu Boden ging, verstummten einige Unterhaltungen erneut und das Geschehen wurde mit Hochrufen und höhnischen Rufen begleitet. Ein paar Männer tauschten jedoch wenig begeisterte Blicke untereinander aus. Im ersten Stock betrachtete Mr. Scott das Geschehen ernst. Charles sah Eleanor verblüfft an, als er hier derbe von ihr beschimpft wurde. "Dir ist nicht entgangen, dass ich mich sehr ordentlich verhalten habe, nein?" fragte er, als er ihr schon folgte. Als er das Büro betrat, hatte er das Gefühl, dass die Zeit zurückgedreht worden war. Nichts hatte sich hier verändert. Nur, die Tatsache, dass an diesem Tag Richard Guthrie nicht am Schreibtisch saß. Die dicken Bücher, in denen die Waren verzeichnet wurden, stapelten sich und die halb geöffneten Läden gaben den Blick direkt auf den Strand frei. Er konnte die Ranger ankern sehen.



RE: You look like a devil to me - Eleanor Guthrie - 02.06.2023

Oh mit solchen Provokationen, konnte man Eleanor schon lange nicht mehr beeindrucken. Um so schalkhafter war nun auch ihr Blick, als sie sich Charles zuwandte, nachdem er drohte ihre Vorlieben zu verraten. Ihr entgingen die Blicke der anderen nicht und das es von Null auf hundert ruhiger geworden war. Ebenso provokativ beugte sie sich zu Charles vor, nur auf den Ellenbogen abgestützt. "Hmm... nur zu. Nenne ihnen meine Vorlieben. Was glaubst du, wieviele von ihnen dann mehr Chancen bei mir hätten, wenn sie auch nur eine davon kennen würden?" stellte sie dann mit einem provokanten Lächeln die Gegenfrage. Provokation ging in beide Richtungen. Viel eher würde sie wohl ihre Finger befeuchten und sich selber ficken, als auch nur einen von ihnen zu nahe an sich herankommen zu lassen. Aber das musste Charles nicht wissen oder er ahnte es, das konnte sie in diesem Augenblick nicht einschätzen. Wenn er sie gut genug kannte dann.... nein, darüber sollte sie nicht nachdenken. Ebenso wenig wie über das was in der Vergangenheit war. Sie hatte sich weiterentwickelt. Sie war nicht mehr das naive Mädchen, dass sich so leicht blenden und einlullen ließ. "Mehr als du ahnst." antwortete sie leise und ernst auf seine lachende Entgegnun hin. Doch schüttelte sie auch leicht den Kopf um anzuzeigen, dass sie nicht weiter auf dieses Thema eingehen würde. Es war wie es war. Vergangen.
Viel eher war sie wütend auf ihn und auch auf sich selber, dass er es noch immer schaffte, dass sie auf diesen Scheißkerl reagierte und er ihr damit ihre Hoffnungen kaputt machte, über ihn hinweg zu sein, dass er bedeutungslos für sie war. Auf dem Weg ins Büro drehte sie sich jedoch noch mal zu ihm um und verdrehte nun tatsächlich die Augen. "Der Tag an dem die Hölle zufriert, wird der Tag sein, an dem ich dir glaube, dass du dich benimmst." entkam es dann sarkastisch von ihr, denn genaugenommen WAR DAS SEINE verfickte Schuld, auch wenn er nicht direkt etwas dafür konnte. Doch auf dem Weg nach oben entging sie auch Mr. Scotts Blick nicht. Ein kurzer flüchtiger Austausch von ernsten Blicken. Seiner der Sorge verriet und ihrer mit noch immer dem Glauben, dass sie das händeln konnte. Das er ihr vertrauen sollte. Doch das Problem war, das sie zwei verschiedene Ansichten hatten, wenn es um Charles Vane ging, doch sagte Mr. Scott nichts dazu, sondern zog sich zurück, worüber sie in diesem Moment unendlich dankbar war. Im Büro angekommen, trank sie ihr Glas in einem Zuge leer und schenkte sich noch mal nach, ehe sie sich endlich erlaubte die Hand zu schütteln, um den Schmerz daraus zu vertreiben. Ein Zeichen der Schwäche, die sie sich unten nicht hätte erlauben können. Und eigentlich auch nicht hier wenn Charles hier war. Sie war eine Frau, Schwäche zeigen wurde in solchen Fällen immer doppelt bestraft. Gott, dieser verdammte Tag war eine verflucht beschissene Idee. Es war inzwischen ihr drittes Glas Rum, im Grunde schon zu viel um vorsichtig zu sein, um ihre Fassade komplett aufrecht zu erhalten. "Warum bist du hier Charles?" stellte sie ihm nun direkt die Frage, ihr Hand noch immer ein wenig schüttelnd. Ein wenig Eis und die Sache wäre morgen schon wieder gegessen. Doch innerlich war sie derzeit ein wenig aufgewühlt, nicht nur weil der Alkohol so langsam seine Wirkung zeigte, sondern auch weil sein verfluchtes Lächeln ihr nicht aus dem Kopf wollte, welches er zuvor gezeigt hatte und so viele Erinnerungen wachrief, dass sie ihn am liebsten gegen die nächste verfickte Wand gedrängt hätte um ihn zu küssen. Doch sie konnte sich gerade noch so beherrschen.


RE: You look like a devil to me - Charles Vane - 02.06.2023

Für einen Moment lang war es tatsächlich so, wie es früher zwischen ihnen gewesen ist. Unbeschwert. Hier ein Lachen, dort ein schalkhafter Blick. Hier eine lockere Bemerkung, dort eine neckende Reaktion. Ein Fenster in die Vergangenheit hatte sich geöffnet. Doch der Moment war schnell vorüber, als Eleanor sich zu ihm beugte. Sie roch anders, als früher. Er hätte nicht sagen können was es war, aber es war anders und das sorgte dafür, dass sie schlagartig wieder im Heute landeten mit allem, was sie erlebt hatten - und was sie auseinander gebracht hatte.
Eleanor hatte keine Angst davor, dass er hier den versammelten Männern etwas über ihre Vorlieben erzählen würde. Sie wich nicht erschrocken zurück, sondern ermutigte ihn noch dazu. Sein Blick ruhe auf ihr, abwägend, wie ernst sie das meinte, aber ein Blick in ihre Augen reichte aus, um die Antwort zu erkennen: sie meinte es genauso wie sie es sagte. Und am Ende war er es, der einen Rückzieher machte und den Anwesenden nichts über Eleanor Guthries Vorlieben erzählte. Mit diesem Rückzieher blieb auch ihre Frage unbeantwortet.
Als er ihr durch die Taverne folgte, konnte er den ein oder anderen Blick auf sich spüren. Fragend, warum er nichts weiter gesagt hatte. Sich wundernd darüber, dass er still gewesen ist und Charles verfluchte sich dafür. Er hatte etwas sagen wollen und er hätte, bei Gott, genug zu sagen gehabt! Und doch hatte er am Ende nicht auf ihre Provokation reagiert, wie es sich für einen Mann, einen Piraten, einen Captain gehört hätte, der einen Ruf zu verlieren hatte.
Charles hörte ihre Worte sehr wohl, die sie so ernst gesagt hatte, aber mit dem Kopfschütteln nahm er an, dass sie nicht mehr darüber sprechen wollte, weil sie nichts, was sie betraf jemals wieder mit ihm diskutieren wollte. Sie hatte vor Jahren eine Entscheidung getroffen, die das deutlich gemacht hatte. Er ahnte nicht, welche Tragweite sich hinter den Worten versteckte.
Charles hielt mitten im Schritt inne, als sich Eleanor zu ihm umwandte und von der Hölle sprach. Das war nach seinem Geschmack, denn den Himmel hatte er nie angestrebt. Es klang, als wäre es dort unendlich langweilig. Und abgesehen davon war die Hölle ein Ort, den er kannte. Er hatte darin gelebt und egal, wie schlimm etwas war, was man kannte, das fürchtete man nicht so sehr wie das vollkommen Unbekannte. So lachte er nur zu den Worten und auch sein Blick entdeckte Mr. Scott, der sie beobachtete, sich aber schweigend zurückzog, nachdem er einen Blick mit Eleanor getauscht hatte. Interessant. Vielleicht hätte er den Mann respektieren sollen, der einst ebenfalls ein Sklave gewesen ist und nun Einfluss ausübte, etwas zu sagen hatte und frei war. Nicht vielleicht, sondern vermutlich. Ganz bestimmt und doch tat er es nicht, weil er noch immer nach den Regeln derer lebte, die ihn einst unterjocht hatten. Sein Blick fand Eleanor, die vor ihm herging und er kam nicht darum herum, ob er wirklich so viel besser war. Sie diktierte noch immer seine Handlungen.
Charles sah zu, wie Eleanor ihre Hand schüttelte. Er hatte es vermutet, als er den harten Schlag gesehen hatte, aber das hier war die Bestätigung: sie hatte Schmerzen. Eben hatte er sein Glas abgestellt, als er schon ihre Frage hörte, die ihn einen Moment lang aus dem Konzept brachte. Aber warum?! Er war hier aus einem Grund und wenn sie ihn nicht erfuhr, konnte sie keine Einigung erzielen. Warum also sah er sie jetzt nur an und suchte nach den richtigen Worten? Hatte er Angst dass sie ablehnen würde? Gerne hätte er behauptet, dass er vor nichts Angst hatte, aber sich selbst konnte er nicht belügen. Er sah erneut wie sie ihre Hand schüttelte und überbrückte den Abstand zwischen ihnen mit zwei Schritten. "Hör auf damit. Das macht es nicht besser!" Er griff nach Eleanors Hand und da war sie: die weiche Haut unter seinen Fingern, an die er sich so gut erinnerte. Sein Daumen strich über die malträtierten Knöchel, bevor er sich dessen wirklich bewusst war. "Tauch sie in etwas Wasser, dann..." Er sah auf und merkte, was er hier tat. "Schlag niemanden, wenn du es nicht aushalten kannst", änderte sich sein Ton sofort und wurde etwas rauer, als er ihre Hand los ließ und Abstand zwischen sie brachte. Charles setzte sich auf einen der Sessel vor dem Schreibtisch, aber ihre Frage blieb unbeantwortet. War da eine Frage gewesen?



RE: You look like a devil to me - Eleanor Guthrie - 03.06.2023

Gerade hätte nicht einmal mehr sie sagen können, was verflucht noch mal hier eigentlich vor sich ging. Immer dann wenn sie glaubte die Oberhand zu haben, agierte Charles mit irgendwas, mit dem sie nicht rechnete und innerlich verfluchte sie ihn ebenfalls dafür. Der Captain, der er eigentlich war, dem der Ruf der Gnadenlosigkeit vorrauseilte, hätte jetzt ihre Vorlieben in aller Breite ausgepackt und vermutlich damit dafür gesorgt, dass so einige Männer in diesem Raum sich ermutigt fühlten, vielleicht sogar in einer Gruppe. Doch Charles schwieg und ließ sie damit nur irritierter zurück, als sie es heute jemals gewesen war.
Etwas das im Büro ihres Vaters nicht besser wurde. Eines das sie um seinetwillen auch so belassen hatte, vielleicht weil ein kleiner Teil in ihr hoffte, dass er irgendwann anerkennen würde was sie inzwischen geleistet hatte, aber da war der größere Teil in ihr, der sich durch das nicht verändern, daran erinnerte was sie nie wieder sein wollte. Abhängig von der Gnade und dem Urteil eines Mannes. Es erinnerte sie an das, was sie erreichen wollte. Das man sie anerkannte, das sie unabhängig wurde, auch wenn es bedeutete, dass sie auf alles verzichten musste. Selbst dann, wenn es ihr in diesem Moment um so schwerer fiel. Charles machte es ihr schwerer, ohne das er auch nur einen Hauch einer Ahnung davon hatte. Vor allem als er dann ihre Hand ergriff und sie das Gefühl hatte, als würde ein Stromschlag durch ihren Körper gehen, der von dieser Stelle ausging. "Du wolltest meine Vorlieben nicht preisgeben um sie nicht zu ermutigen, sich an mir zu ergreifen." stellte sie in diesem Moment fest, als er mit seinem Daumen über ihre Hand strich, nicht fähig in diesem Augenblick ihre Gedanken zurückzuhalten. Doch ebenso fähig auch nur irgendwas davon zu begreifen. "Wieso?" stellte sie ihm dann die einfache, aber auch näheste Frage, die ihr dazu einfiel. Er hätte zusehen können, es hätte ihm nichts ausmachen sollen... damit hätte sie umgehen können. Aber damit? Das wusste sie nicht einzuordnen.
Doch dieser Moment war ebenso schlagartig vorbei, wie er gekommen war. Ob es nun am Alkohol lag oder an Charles selber konnte Eleanor nicht sagen, aber von diesem ganzen Wechsel konnte einem glatt schwindelig werden. Doch gab es auch ihr wieder die Gelegenheit sich zu fangen und sich wieder hinter ihre Fassade zurückzuziehen. Nur dass sie dieses Mal nicht den Fehler machte, sich wieder in seine Nähe zu begeben... obwohl das unausweichlich war, da sie hier alleine in dem Raum waren und die Spannung dafür sorgte, dass man die Luft hätte zerschneiden können. "Du hast meine Frage nicht beantwortet. Weswegen bist du hier Charles?" stellte sie erneut die Frage, ehe sie kurz den Kopf schüttelte über seine letzte Aussage. "Irgendwer muss es tun... ich bin bisher nicht daran zerbrochen und werde es auch weiterhin nicht tun. Also steck dir deine falsche Sorge sonstwohin, am besten dorthin wo die Sonne nicht scheint." konterte sie dann. Sie musste sich alleine behaupten, etwas anderes blieb ihr nicht übrig.


RE: You look like a devil to me - Charles Vane - 03.06.2023

Die Frage, die Eleanor stellte, überraschte Charles und es war, wie es damals schon oft gewesen war: er wusste nicht sofort auf das zu antworten, was sie wissen wollte. Immer schon hatte sie es geschafft ihn mit ihrem messerscharfen Verstand sprachlos dastehen zu lassen, verblüfft über ihre Gedanken oder beeindruckt. Und verflucht, das war nicht besser geworden über die Jahre. "Was hätte ich davon, wenn sie es täten?" fragte er schließlich zurück. Unter anderen Umständen hätte er keine Sekunde gezögert und er hätte 100 Gründe aufzählen können, was er davon gehabt hätte, aber hier konnte er sich dahinter verstecken, denn die Wahrheit wollte er nicht einfach so preisgeben. Er sah sie noch einen Moment lang an und ihm kam der Gedanke, dass es vielleicht das Beste wäre, genau das zu tun: ihr aufrichtig zu sagen, was er dachte, was er fühlte, was er niemals aufgehört hatte zu fühlen trotz ihrer Entscheidung. Aber nein... Charles Vane bettelte bei keiner Frau um ihre Liebe, verflucht! Es war der Moment, in dem er ihre Hand losließ. Edward Teach hatte ihm beigebracht um gar nichts auf der Welt zu betteln.
Da war die erneute Frage, warum er hier war und er fuhr sich mit den Handflächen über die Oberschenkel. Er war nie um Worte verlegen gewesen, hatte sich nie gescheut sich zu nehmen, was er haben wollte, hatte mit Kapitänen von Schiffen gesprochen, die er eingenommen hatte, als wären es kleine Schiffsjungen. Er schrie seine Männer an, wenn sie nicht funktionierten, gab Befehle und verschaffte sich Gehör wann immer er es für notwendig hielt. Weder hübsche Brüste oder Geld, noch Golddressen auf Navyuniformen konnten ihn beeindrucken. Und doch saß er nun hier vor Eleanor Guthrie und wollte der Frage zum zweiten Mal aus dem Weg gehen, wegen der er im Grunde hier war. Er sah sie an und holte eben Luft, als ihm ihre sture Entgegnung noch einmal einen letzten Aufschub gewährte.
Er biss die Zähne aufeinander und schüttelte den Kopf über die falsche Sorge, stand auf und holte eine Schale, die auf einem kleinen Tisch stand. Die Äpfel darin leerte er achtlos auf den Tisch und die Schale landete scheppernd vor Eleanor auf dem Schreibtisch. Das Wasser aus der Karaffe, die ebenfalls mit Gläsern bereitstand, schüttete er schwungvoll hinein, so dass etwas davon überschwappte, aber darum kümmerte er sich nicht. Stattdessen griff er fast grob nach ihrem Handgelenk und tauchte ihre Hand in das Wasser. "Nur ein Ratschlag. Mehr nicht. Wenn du in einer Stunde noch etwas in deine klugen Bücher notieren willst." Es war ihm, wie so oft, deutlich ins Gesicht geschrieben, was er dachte und gerne hinzugefügt hätte: stures Weibsbild!
Er tat es nur nicht, weil da noch immer diese eine Frage im Raum stand. Charles wollte sich wieder setzen, entschied sich aber dagegen. Wenn er in Bewegung bleiben konnte, war das einfacher für ihn. Noch nie hatte er über die Ruhe verfügt, die Flint, auch Teach und anderen so anhaftete. "Weswegen kommen die Männer zu dir, Eleanor? Ich will Geschäfte machen. Die Ranger ist voller Beute... und ich werde sie nicht los." Und er hatte es wahrlich versucht!