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Nothing left to say - Eleanor Guthrie - 04.06.2023

Sie hatte abgeschlossen. So hart der gestrige Tag auch gewesen sein mochte, er war vielleicht sogar notwendig gewesen. Alle ungeklärten Fragen waren nun geklärt und nach all den Jahren des Zweifels, nach all den Jahren in denen sie sich selber dafür verurteilt hatte, in denen sie nie wieder irgendwen an sich heranlassen konnte, ausser Max... nach all den Jahren hatte sie nun endgültig abschließen können. Und das hatte sie, in dem sie am Steg war und Good Bye gesagt hatte. So albern es auch klingen mochte, für Eleanor war es notwendig gewesen. Nochmal würde Charles nicht mehr die Chance bekommen sie zu verletzen.
Eleanors Maske saß und dieses Mal würde sie auch nicht wackeln. Sie wusste nun worauf sie sich einstellen musste wenn es um Charles ging und das machte es einfacher. Egal welche Peitschenschläge an Worten er noch einmal auffahren würde. Dieses Mal war sie darauf vorbereitet. Von der Unsicherheit gestern, war heute nichts mehr zu erkennen. Als hätte sie einfach ein neues Kleid übergezogen. Ein wenig war es ja auch so. So hatte sie sich am frühen Morgen auch auf den Weg gemacht, denn sie wusste durchaus, wie ungeduldig Piraten werden konnten und je ungeduldiger sie wurden um so höher bestand die Gefahr, dass sie sich gegenseitig aufspießten, weil einer dem anderen nichts gönnte. Der Preis wurde verhandelt und eben nicht nach aufspießen festgelegt oder wer nun mehr Arschloch war als ein anderer. Mr. Scott war mit dabei, doch ignorierte sie im Moment noch seine Blicke. Sie wusste, dass dieses Thema noch nicht ausgestanden war und es war in Ordnung für sie. Nur eben nicht jetzt und auch nicht hier.
Wie vermutet waren die ersten bereits da und so öffnete sie die Bücher und empfing den ersten. Ab und an, musste dann auch sie mal etwas fallen lassen an Kommentaren um den Herren der Gesellschaft zu zeigen, dass es ihr Scheißegal war, wer dort vor ihr stand und man sie nicht durch Namen oder irgendwas beeindrucken oder gar beeinflussen konnte. Die meisten wussten das inzwischen schon, aber gerade die neueren unter ihnen, die nicht so häufig mit Beute vor ORt waren, welches nicht aus Gold bestand, die versuchten es doch immer wieder.
Es war eine Prozedur, die sie inzwischen über die Jahre verfeinert hatte und dort ließ sie sich auch die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Seltsamerweise konnte sie aber auch genau den Moment vorraussagen, als Charles dann an den Tisch trat... sein Schatten machte es deutlich. Die Figur, die Haare... nein. Sie musste nicht hochsehen und da sie durchaus noch seine Worte im Kopf hatte, beließ sie ihren Blick auch unten in den Büchern. Sollte er doch mit Mr. Scott reden, sie war immerhin keine Wahl.


RE: Nothing left to say - Charles Vane - 04.06.2023

Nach der gestrigen Unterhaltung mit Jack hatte Charles noch lange auf dieser Kiste gehockt am Strand, auf die Ranger gestarrt und sich das alles durch den Kopf gehen lassen. Als die immense Wut und all die Emotionen, die er nicht unter Kontrolle hatte oder steuern konnte, verpufft gewesen war, hatte er die Worte des Freundes immer besser verstanden und begonnen darüber nachzudenken, wie er nun weiter vorgehen würde. Jack hatte er losgeschickt, damit er sich darum kümmerte, dass sie ebenfalls einen guten Platz bekamen am Strand für die Crew. Denn wenn das laufen würde, wie er sich das dachte, würden sie nun öfters hier sein. Erst als die Sonne am Horizont ins Meer getaucht war und er sich eine Zigarre angezündet hatte, hatte er einen Weg für sich gesehen, wie er weiter vorgehen würde.
So hatte er sich am nächsten Morgen zeitig auf den Weg gemacht. Nicht zu früh, denn keinesfalls wollte er der Erste sein, der vor dem Lagerhaus der Guthries auftauchte. Das hätte verzweifelt gewirkt. Egal wie prekär die Lage für ihn war, verzweifelt würde er ums Verrecken nicht wirken. Und wenn das bedeuten würde, dass er das Risiko eingehen und doch lossegeln musste, auf die Gefahr hin, dass er das Schiff versenken würde mit dem nächsten verfluchten Scheißbaumwollballen Stoff, den er an Board holen würde. Ein Beiboot hatte ihn zum Strand gebracht und er hatte den Weg zum nahegelegenen Lagerhaus eingeschlagen. Schon konnte er Eleanors Stimme hören, die sich gegen die Männer durchsetzte, während Mr. Scott ruhig und still, beinahe unsichtbar seine Arbeit neben ihr verrichtete. Er sah sich das ganze einen Moment lang aus sicherer Entfernung an. Gerade verhandelte ein grobschlächtiger Kerl mit Eleanor, als Charles für sich entschied, dass er nun lange genug zugesehen hatte. Er verließ seinen Platz und überquerte die Straße. Einige Männer machten ihm Platz in der Schlange und reihten sich freiwillig wieder hinter ihm ein. So ging das ganze recht schnell. Gerne hätte er gewusst, wie sie reagiert hätte, wenn er tatsächlich nicht gekommen wäre, wenn die Ranger verschwunden gewesen wäre an diesem Morgen und sie gewusst hätte, dass er einen anderen Weg finden würde... aber nun, es war müßig darüber nachzudenken und er musste den Gedanken vor allem zur Seite schieben, wenn er Jacks Rat folgen wollte, anstatt in das gleiche Verhalten von gestern zu fallen. Seine Schritte klangen schwer in den Stiefeln auf den Holzplanken, als er schließlich an den Tisch trat und wartete. Er war stolz auf sich, wie ruhig er das machte. Da war kein Spruch, den er sofort loswerden musste oder etwas dergleichen, sondern er trat wie alle anderen an den Tisch und wartete.

Und wartete.

Und wartete...

Ein Muskeln in seinen Wangen zuckte, als er die Zähne mit einem halbherzigen Grinsen aufeinanderbiss, weil er durchaus verstand, dass Eleanor ihn hier mit Absicht ignorierte. Die Stille zog sich in die Länge und die Männer hinter ihm beobachteten das mit Interesse. Er schluckte jede scharfe Bemerkung hinunter, als er einen Blick mit Mr. Scott wechselte, der ihn zwar ansah, aber nicht unbedingt begeisterter wirkte. Mit ihm wollte er ohnehin nicht sprechen, also wanderte Charles Blick zurück zu Eleanor und er räusperte sich, bevor da ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen war, das man durchaus charmant und ein Friedensangebot nennen konnte. "Ich möchte mich entschuldigen, Eleanor. Gestern..." Er stützte sich auf dem Tisch ab und kam ihr so unweigerlich etwas näher. "Das war nicht richtig und es tut mir leid." Sein Blick fand ihre Hand. "Wie geht es deiner Hand?"


RE: Nothing left to say - Eleanor Guthrie - 04.06.2023

Mr. Scott wartete darauf, dass Charles etwas sagen würde, denn er hatte verstanden, weswegen Eleanor das hier tat. Charles sollte seine Chance zum Handeln bekommen, aber eben mit der besseren Wahl, als mit gar keiner Wahl. Ein Satz, der ihr jetzt in seiner Gegenwart wieder überdeutlich bewusst ins Gedächtnis zurückgerufen wurde und so hatte sie keine Chance den kurzen Schmerz dieser Erinnerung aus ihrem Blick zu verbannen, als Charles sie mit seinen Worten kurz aus ihrer Haltung riss und sie schon fast automatisch den Kopf hob. Sie hoffte nur, dass diesen kurzen Anflug von Unsicherheit und Schmerz nicht bemerkt hatte, es war noch zu frisch um alles gänzlich verschlossen zu halten. Doch sie hatte sich auch gleich wieder im Griff, so dass ihr Blick eher skeptisch wirkte.
Mr. Scott räusperte sich kurz und rettete sie damit aus dieser Verlegenheit, Charles zu lange in die Augen zu schauen. Anscheinend waren sie nicht mehr alleine, etwas das Eleanors Aufmerksamkeit entgangen war, weswegen sie sich innerlich schon wieder schalt. Sehr gut gemacht Eleanor, das hat ja lange gehalten mit deinem Vorhaben... ein verficktes Wort von Charles hatte ausgereicht, wieder eines mit dem sie nicht gerechnet hatte, vor allem in diesem rauen Ton. Nein, sie hatte nicht damit gerechnet, denn der Charles, den sie gestern kennengelernt hatte, hätte sich nicht entschuldigt. Nicht einmal dann, wenn er wüsste wie falsch er lag. Doch so entging sie der Antwort, denn sie traute gerade ihrer Stimme nicht, sie brauchte einen Augenblick um sich wieder zu fangen. Daher ging sie vor dem kleinen dunkelhäutigen Jungen in die Hocke, der so eifrig an ihrem Rockzipfel zog. So hektisch wie er aussah, konnte das nichts gutes bedeuten und kaum dass der Junge sich zu ihr beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, veränderte sich schlagartig ihre komplette Körperhaltung. Vorbei war jegliche Spur von Unsicherheit oder irgendeiner Fassade, ihr ganzer Körper spannte sich regelrecht an vor Wut und auch ihre Augen glühten regelrecht vor Hass. "Nicht auf dieser Insel." knurrte sie lediglich, ehe ihr Blick kurz zu Mr. Scott ging und ihm zunickte. Er musste nicht mehr fragen worum es ging, denn diese Wut kannte er. "Übernehmen Sie Mr. Scott." erteilte sie ihm dennoch die Erlaubnis, damit es auch für die Piraten hinter Charles offenbar wurde.
Erst dann wendete sie sich ab und schnappte sich ihr Gewehr, nachdem sie den kleinen Jungen nach Hause geschickt hatte und stapfte regelrecht von dannen. Hier auf der Insel würden weder Sklaven verkauft werden, noch eingekauft werden. Oh damit hatten sie sich vertan.
Mr. Scott sah unterdessen Charles kurz ruhig und unverwandt an. "Ihr irrt euch." gab er ihm nur kurz Bescheid, ehe er die Bücher aufschlug und die Feder nahm, um Charles das Zeichen zu geben, das er verhandeln konnte. "Ihr irrt euch schon sehr lange." mehr sagte er nicht dazu.


RE: Nothing left to say - Charles Vane - 05.06.2023

Charles ignorierte Mr. Scott neben Eleanor schließlich genauso, wie sie ihn ignorierte. Der Mann war nicht die bessere Wahl. Er wollte und er musste mit ihr sprechen, um das hinzubiegen, dauerhaft ernsthafte Geschäfte machen zu können und vor allem das Beste herauszuholen. wie Jack es ihm geraten hatte. Niemand hielt sich mit dem Ferkel auf, wenn er das Schwein haben konnte. Und dann, gerade, als er seine Geduld zu verlieren drohte, wurde er belohnt, als Eleanor doch aufsah und sich ihre Blicke begegneten. Charles bot ihr erneut ein Lächeln an und zog fragend die Augenbraue nach oben. Es war gleichermaßen eine Aufforderung mit ihr zu sprechen, als auch Ausdruck, dass er es ernst meinte. Er meinte etwas in ihrem Blick aufflackern zu sehen, aber bevor er das richtig deuten konnte, war der Augenblick vorbei und da war nichts als Skepsis. Sie glaubte ihm nicht. Charles fragte sich, ob das seiner Sorge oder seiner Entschuldigung galt. Eben wollte er ansetzen noch einmal etwas zu sagen, als Eleanors Aufmerksamkeit von etwas abgelenkt wurde.
Jemandem, um es genauer auszudrücken. Charles Blick folgte Eleanor, die in die Hocke ging, um mit einem Jungen zu sprechen. Er musste den Jungen nicht kennen, um zu wissen was er war, was er gewesen war oder einmal hätte werden sollen – je nach Blickwinkel. Dieser Junge, der so ganz anders war, als er selbst in seinem Alter und doch war sich Charles sicher, dass sie sich ähnlicher nicht hätten sein können. Er ging davon aus, dass der Junge eine Aufgabe wollte, um sich etwas zu verdienen, wie der Junge am Strand gestern und maß dem nicht sonderlich viel Bedeutung zu, bis er sah wie sich Eleanors Verhalten änderte. Sofort wurde er wachsam, als er die Anspannung und die Wut sah, die sie erfasste. Wut, die ausnahmsweise nicht ihm galt und umso interessanter wurde sie damit für ihn.
Mr. Scott sollte übernehmen… das gefiel Charles nicht, denn noch immer galt für ihn: er würde mit Eleanor sprechen oder mit niemandem. Sein Blick streifte den dunkelhäutigen Mann, als er sah, wie Eleanor nach ihrem Gewehr griff und sich auf den Weg machte. Wohin auch immer – auch das machte es sofort interessant, denn er war sicher, dass sie die Geschäfte nicht leichtfertig verließ. Charles sah ihr nach, zu verblüfft über die Entwicklungen hier, um ihr direkt zu folgen.
„Was?!“ fragte Charles verblüfft nach, als er die sinnlose Bemerkung von Mr. Scott hörte, die zu nichts passen wollte, was seit seiner Ankunft hier geschehen war. Er hatte mit dem Mann nicht einmal einen Satz gesprochen. Zu abgelenkt von Eleanors Verhalten, um das zu hinterfragen, blieben sowohl Verhandlungen als auch Nachfrage aus. Das konnte er später noch tun. Erneut sah Charles ihr nach, sah sie langsam verschwinden im Gewusel der Stadt und traf eine Entscheidung. Ohne ein Wort an Mr. Scott zu verlieren, verließ er seinen Platz in der Schlange und beeilte sich, Eleanor zu folgen. Geschickt schlängelte er sich zwischen den Menschen hindurch, bis er sie eingeholt hatte. „Eleanor! Was ist los?“


RE: Nothing left to say - Eleanor Guthrie - 05.06.2023

Oh Eleanor kochte vor Wut. Wie konnten sie es wagen? In ihrer Wut, in der sie gerade gefangen war, vergaß sie sogar dass sie eigentlich mit Charles abgeschlossen hatte. Seltsamerweise wunderte es sie nicht einmal, dass er so plötzlich neben ihr auftauchte. Sie war zu abgelenkt, von dem was sie verhindern musste sodass sie Charles einfach mit einbezog, als wäre es selbstverständlich das er hier neben ihr war. "Sklavenhändler." grollte sie lediglich ehe sie einen schnaubenden Laut von sich gab. "Aber nicht hier... nicht solange ich hier etwas zu sagen habe." und das meinte sie verdammt ernst. Dennoch ging ihr Blick für einen Augenblick zur Seite, darin eine stumme Bitte, dass er ja nicht versuchen sollte sie aufzuhalten. Denn sie vergaß nicht, dass auch er Pirat war und seine Haltung zum Thema Sklavenhandel kannte sie nicht. Möglich, dass auch er damit verdiente.
Dank der schnellen Schritte waren sie schnell am Strand angekommen, an dem Platz wo bereits das Schiff beladen werden sollte mit Menschen, die angekettet waren, als wären sie nichts wert... als wären sie Vieh. Sie wusste, dass die Menschen nicht von dieser Insel waren, dass bedeutete der Handel hatte hinter ihrem Rücken stattfinden sollen. Eleanor zögerte nicht einen Augenblick und lud ihr Gewehr durch, den ersten Warnschuss zwischen die Schiffe um das Treiben zu stoppen, ehe sie nachlud und die Mündung dieses Mal auf den Mann richtete, der scheinbar daran verdienen wollte. "Diese Menschen werden sofort freigelassen." gab sie dann donnernd und autoritär von sich, nicht bereit auch nur einen einzigen Schritt von ihrer Forderung abzuweichen. Als sie sah das der Mann irgendwas überlegen wollte, kniff sie ihre Augen zusammen und ging noch einen Schritt dichter. "Ich sagte... lasst die Menschen frei und ich wiederhole mich kein zweites Mal." kam es dann noch einen Ton schärfer von ihr, ehe der Mann anfing zu stammeln, dass das Geschäft doch bereits abgeschlossen war und.. Gott, sie konnte diese lahmen Ausreden nicht mehr hören. "Nehmt ihnen die Ketten ab." forderte sie die Crew auf, ohne sie anzuschauen, während sie weiterhin die Mündung auf das Drecksschwein gerichtet hielt. "Und versucht erst gar keine Dummheiten, sonst ist euer Captain innerhalb von Sekunden nur noch Wabbelmasse am Strand und ihr vermutlich ebenso... es sei denn ihr wollt euch mit Charles Vane von der Ranger anlegen." im Stillen betete sie, dass sie damit nicht zuweit vorrausgegriffen hatte, denn er konnte sie jetzt ebenso gut auflaufen lassen. Sie durfte nicht zulassen, dass hier auch nur irgendwer mit dem Sklavenhandel durchkam. Sie wusste dass sie Charles danach etwas schuldig war und sie konnte sich durchaus denken was, den besten Preis für seine Ware... aber das war es ihr wert. Das war es ihr wert, wenn es dadurch einen dreckigen Sklavenhandel weniger gab. Sie hörte das Klirren der Ketten, doch den Captain ließ sie nicht einen Augenblick aus den Augen und als er zu zucken begann, schoss sie... nur in die Schulter, aber ausreichend um anzuzeigen, dass sie keine Scherze machte und in diesem Punkt auch nicht nachgeben würde. Feigling... jammernd stand er vor ihr. Gott, wie diese Typen sie ankotzten... es machte sie krank, dass es solche Schweine noch immer gab. "Ich will den Namen von demjenigen, mit dem der Handel gemacht wurde... besser Ihr redet, dann kommt Ihr mit dem Leben davon." kam es dann leise zischend von ihr, denn mit dieser Handlung hier, war es noch nicht vorbei. Auch der Captain der gehandelt hatte, würde nicht davon kommen. Zum Glück war er feige genug, sodass sie den Namen hatte. Vorsichtshalber nahm sie dem Mann die Waffen ab, ehe sie sich zu Charles umdrehte. "Ich hab den Namen." gab sie ihm kurz Bescheid. Doch ihr Blick drückte auch aus, dass er hier bei dieser Crew selber entscheiden durfte... er war ihr gefolgt, das war das mindeste was sie ihm zugestehen konnte. Wenn er Angst verbreiten wollte, dann hatte er hier und jetzt seine Chance sich einen Namen im Hafen zu machen.


RE: Nothing left to say - Charles Vane - 05.06.2023

Charles machte sich auf alles gefasst, als er Eleanor eingeholt hatte, am meisten jedoch, dass sie ihn fluchend zum Teufel schickte. Als das nicht passierte, sah er einen ersten Hoffnungsschimmer am Horizont, so blass wie die Morgensonne, die die Nacht vertrieb. Seine Entschuldigung hatte also dich etwas bewirkt. Dass es sehr wahrscheinlich andere Gründe hatte, dass sie mit ihm sprach, kam ihm gerade tatsächlich nicht in den Sinn. Das eine Wort, das sie sagte, sorgte aber dafür, dass das triumphierende Lächeln sofort wieder verblasste. Das eine Wort, das es schaffte eine Angst seinen Rücken nach oben kriechen zu lassen, die er so sonst nicht kannte. Charles sagte nichts dazu, auch nicht, als er ihren Blick auf sich spürte und die Bitte erkannte, als er sie ansah. Er versicherte Eleanor weder seine Hilfe noch sonst etwas, aber er setzte den Weg schweigend mit ihr fort.
Als sie am Strand ankamen, erfasste auch er die Situation sofort. Das Schiff, das zu viel Tiefgang hatte für die seichte Bucht ankerte weiter draußen, aber doch gefährlich nahe, um den Weg kurz zu halten. Mehrere Boote ruderten hin und her, um die kostbare Fracht schnell an Board bringen zu können. Am Strand fast ausschließlich dunkelhäutige Menschen, die in Ketten gelegt waren. Männer, Frauen, Kinder. An ihnen blieb Charles Blick hängen und er verlangsamte seine Schritte, so dass er etwas hinter Eleanor zurückfiel, die schon die Waffe hob, während Männer anderer Crews sich rundum interessiert ansahen, was hier geschah. Charles war beim Anblick hier nicht weniger wütend, als Eleanor, aber er musste es anders verarbeiten. Er, der den Schmerz des Brandzeichens kannte... der Peitschen, die Striemen hinterließen... das Gewicht der Ketten. Der Schuss riss ihn aus seinen Gedanken und seine Hand fuhr an seinen Gürtel. Sofort verfluchte er sich innerlich, denn er hatte nicht gedacht, dass er schwer bewaffnet an Land gehen sollte, um mit Eleanor Guthrie zu verhandeln! Er hatte nur seine zwei Schwerter dabei, aber keine Pistole. Als Eleanor den Lauf auf einen der Männer richtete und Befehle gab, fluchte er erneut, denn schon hatte er überschlagen wie viele es auf der anderen Seite waren. Würden die sich wehren, würde es schlecht aussehen, wenn ihnen keine der anderen Crews zu Hilfe kommen würde und so wie er Piraten kannte, würde das nicht geschehen. Sein Blick glitt über die Männer, bevor er sich wieder auf Eleanor konzentrierte. Nun, der Tag begann weitaus spannender, als er gedacht hätte.
Charles musste Eleanor durchaus beeindruckt zugestehen, dass sie es verstand Befehle zu geben. Mit Piratencaptains zu handeln war eine Sache, wenn man am längeren Hebel saß, aber ihnen in Unterzahl etwas zu verlangen, von dem man nicht abrücken würde, eine ganz andere. Das gefiel ihm. Ein Funkeln in seinem Blick verriet das. Auf die Ausflüchte und Flüche achtete er gar nicht, die Captain und Mannschaft vorbrachten. Was kümmerte es ihn? Es war nicht sein Geschäft, nicht seine Crew, nicht sein Geld. Er hätte das so angestellt, dass es funktioniert hätte. Einige Männer der Crew waren sichtlich unschlüssig, was sie hier machen sollten, während andere Eleanor wütend genug anstarrten, um tatsächlich Gegenwehr zu leisten, ganz egal, was mit ihrem Captain geschehen würde. Sie konnte nur einen Mann erschießen. Diese Gewissheit änderte sich schlagartig, als sein Name ins Spiel kam. Charles sah Eleanor überrascht an, zu überrascht, als dass er etwas dagegen hätte sagen können in dem Moment, selbst wenn er ihr hätte schaden wollen. Abgesehen davon: wollte er nicht. So machte Charles ein paar Schritte nach vorne, lässig und entspannt, als wäre das hier ein freundschaftliches Treffen, bis er neben Eleanor stand. Die Augenbrauen nach oben gezogen und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, als wollte er sagen: das wäre dann wohl ich. In einer Geste, die das noch unterstrich, legte er die Hände auf die Griffe seiner Schwerter.
Die ersten Ketten wurden aufgeschlossen, während andere Männer noch immer Eleanor anstarrten und einen Blick mit ihrem Captain wechselten, der wohl der gleichen Meinung war: man sollte das Weib hier zum Schweigen bringen. Weiter als bis zu einem Zucken kam er nicht, als der nächste Schuss krachte.
Charles sah zu, wie sich Eleanor den Namen besorgte, den sie haben wollte. Auch wenn er vollkommen entspannt wirkte, was er wachsam und bereit sofort einzugreifen, wenn notwendig. Sein Blick lag so lange auf dem Mann, der am Boden lag, bis Eleanor auf seiner Höhe war und erklärte, dass sie den Namen kannte. Egal, was sie ihm hier zugestand, er hatte schon für sich entschieden, was hier weiter geschehen würde. Sein Blick kehrte zu dem Mann zurück und es sah so aus, als würde er nicht recht wissen, was er tun sollte. Aber das stimmte nicht. Charles nahm sich nur die Zeit, die er haben wollte für das, was kommen würde. Vielleicht, um zu sehen, was die Menschen dazu antrieb mit dieser Ware zu handeln, aber wie immer konnte er es nicht. Der Captain wirkte nicht besonders grausam und keinesfalls gieriger als andere. Mit einem leisen, frustrierten Laut ließ er einen gellenden Pfiff über den Strand schallen. Wie aus dem Nichts traten die Männer der Ranger zwischen den anderen Zusehern nach vorne und der aufkeimende Mut der Crew des Sklavenschiffs erlosch. Sie hatten tatsächlich einen Moment lang gedacht, dass sie es lächerlicherweise nur mit Charles zu tun haben würden.
Es bedurfte keines Befehls von Charles mehr, der seine Waffen zog. Seine Männer verstanden ihn auch so und so brach eine tödliche Welle aus purer Brutalität über die Männer rund um den verwundeten Captain herein. Zehn Minuten Blutrausch und dann kehrte Totenstille ein, an einem Strand, der sonst voller Leben war. Die Crew der Ranger war nicht dafür bekannt Fragen zu stellen, also blieben am Ende nur mehrere Dutzend Tote in ihrem Blut liegen. Charles zog sein Schwert mit einem letzten Schmatzen aus einem Körper. "Nehmt euch, was ihr brauchen könnt... und wenn ihr es auf das Schiff schafft, versenkt es." Auch die Beute, die sie dort finden würden, überließ er den Männern.
Sein Blick war noch düster von all dem Adrenalin, das das Töten ausgelöst hatte. Die Genugtuung diese Männer zu töten. Blutverschmiert trat er zu Eleanor. "Wie lautet der Name?" Alles andere musste bis später warten.


RE: Nothing left to say - Eleanor Guthrie - 05.06.2023

Hinterher wurde Eleanor bewusst, was für ein Risiko sie eigentlich eingegangen war. Vor allem als sie Charles Name mit ins Spiel gebracht hatte. Es hätte alles mögliche passieren können und jetzt, wo sie kurz durchatmen konnte, wollte sie sich auch gar nicht vorstellen WAS alles hätte passieren können. Sie verstand es nicht, nach Charles Worten gestern erst recht nicht und doch war er hier. Nach allem, was gestern aus seinem Mund geflossen war, stand er hier und sie konnte dieselbe Wut in seinen Augen sehen, nur dass sie dieses Mal nicht ihr galt.
Man konnte Eleanor vieles nachsagen, aber eines mit Sicherheit nicht. Das sie auf Gewalt stand, oder darauf wenn Männer miteinander kämpften. Doch hier schreckte sie nicht zurück. Nicht einen Millimeter. Sie hätte erschrocken zurückweichen sollen, sich wegdrehen sollen oder zumindes versuchen sollen es zu verhindern, wie sie es doch sonst auch tat. Doch sie konnte nicht. Zum einen waren es Sklavenhändler und die Crew, die mit solchen Männern arbeitete und anheuerte, machte sich in ihren Augen genauso schuldig. Sie waren nichts weiter wert als Dreck und der andere Grund, war erschreckenderweise Charles. Nach dem gestrigen Tag sollte sie so etwas nicht fühlen, doch egal wie sehr sie auch versuchte sich dagegen zu wehren, sie war gerade verdammt beeindruckt und auch minimal angetörnt, von der ARt wie er die Mannschaft befehligte, die Stärke und die Willenskraft, die Entschlossenheit die er an den Tag legte.
Egal wie sehr sie es auch versuchte, aber sie konnte es auch nicht aus ihrem Blick heraushalten, als er dann mit Blutverschmiertem Gesicht auf sie zutrat und seine Stimme noch rau war und Adrenalin und Wut durchtränkt. Eleanors Atmung ging minimal schwerer als sie für einen Moment nicht den Blick von ihm nehmen konnte. Wie von selbst hob sich ihre Hand an sein Gesicht und wischte ihm ein wenig das Blut von der Wange. Es brauchte ein wenig, bis seine Forderung zu ihr durchdrang und sie erst einmal blinzeln musste um sich wieder zu fangen.
Sofort verschwand die Hand von seiner Wange und sie raffte sich wieder zusammen. Der Name, es erinnerte sie wieder daran weswegen sie hier waren und schon der Gedanke daran holte ihre Wut wieder hervor. "Ich weiß wo wir ihn finden." erklärte sie und ging neben Charles her. Ihr lagen tausend Fragen auf der Zunge, doch die mussten warten. DAS hier hatte jetzt Vorrang, denn sonst würde dieses Schwein wiederkommen oder es an anderer Stelle versuchen, wo sie es vielleicht nichts davon mitbekam und es nicht verhindern konnte. "Dyfed Bryson." nannte sie ihm den Namen. Wobei es sie nicht wundern würde, wenn er ihn nicht kannte. Es war niemand, der sich groß einen Namen machte. Schien die meiste Zeit unauffällig zu sein, viele hätten ihn wohl charmant genannt, doch für Eleanor war er schon immer nur scheinheilig gewesen. Soetwas hatte sie nie leiden können und nun hatte sich das wohl bestätigt. "Er ist jemand, der von hinten angreift oder angreifen lässt. Er geht nie ohne Rückendeckung." warnte sie ihn vor, denn wenn er Bryson frontal angriff, dann würde schnell jemand von hinten kommen. "Du solltest mich das regeln lassen Charles... du hast mehr als genug getan." und sie wollte nicht noch mehr in seiner Schuld stehen. Nicht nach gestern.


RE: Nothing left to say - Charles Vane - 06.06.2023

Eleanor tat gut daran nicht einmal zu versuchen, das Abschlachten der Männer am Strand zu verhindern. Das hätten ihr die Männer übelgenommen und es war nicht einmal sicher, dass sie in diesem Moment Charles hätte erreichen können. Was war es, was er hier ausübte? Vielleicht Rache für seine eigenen Erlebnisse. Albinus hatte er nie zu fassen bekommen und inzwischen war es nicht mehr zwingend notwendig sich an dem Mann selbst zu rächen. Es ging vielmehr um die Rache für die Sache an sich. Man hätte auch behaupten können, dass er den Menschen hier helfen wollte, um ein besseres Leben in Freiheit leben zu können. Aber war er so nobel? Kaum. Er befreite sie, weil er die Sache verurteilte, aber er würde keinen Finger rühren, um ihr Schicksal nun in die Hand zu nehmen und ihnen ein Leben zu ermöglichen, wie es Edward Teach damals bei ihm getan hatte. Mit dem Aufschließen der Ketten waren sie nicht mehr von Interesse für ihn.
So bohrten sich seine scharfen Klingen in Körper und schnitten Kehlen durch, was er aber am Ende trotz all der Genugtuung nicht bekam, war die Gewissheit Antworten zu haben auf die Fragen, die er noch nie laut ausgesprochen hatte. Er hatte versucht die Antworten zu finden: im Tod derer, die sie hätten geben können… am Boden von Rumflaschen… in Opiumpfeifen… aber nichts hatte etwas gebraucht und so würde es auch heute bleiben. Unwillig schob er die Erkenntnis zur Seite, als er zu Eleanor trat. Hinter ihm fielen die Männer der Ranger wie ein Schwarm Fliegen über die Opfer her und begannen ihnen alles abzunehmen, was irgendwie von Wert war: Geld und Schuhe, Kleidung, Waffen und Tabak.
Charles wurde in dem Moment aus der Dunkelheit geholt, die der Kampf ausgelöst hatte, als Eleanor sanft seine Wange berührte und Blut fortwischte, von dem er noch nicht einmal gemerkt hatte, dass es da war. So teilten sie einen Augenblick zusammen an diesem Strand, in dem sie sich nur ansahen und Charles sich nicht weniger darin verlor als Eleanor selbst. Dach dann war da seine Frage, ihr Blinzeln und es war vorbei. Die Hand verschwand und er steckt seine Waffen ein, die mit einem Kratzen in die Scheiden glitten. Beides machte wieder Platz für Härte des Lebens auf Nassau. Er bekam keinen Namen – zumindest nicht sofort, aber sie kannte den Weg, also ging er neben Eleanor her. Er hinterfragte das nicht, denn sie war hier aufgewachsen und er war sehr sicher: wenn sie sage, sie wusste, wo sie den Mann finden konnten, dann war das so. Eleanor war hier aufgewachsen, kannte jeden Winkel der Insel, besonders von Nassau und sie war noch mehr: gut vernetzt. Sie erfuhr Dinge schneller als andere.
Als Charles einen Namen hatte, versuchte er sich daran zu erinnern oder ihn einzuordnen. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, als er konzentriert darüber nachdachte, es aber schließlich mit einem Kopfschütteln aufgab, das bereits verriet, das er den Namen noch nie gehört hatte. „Bryson… Wer ist er? Ein Geschäftsmann?“ Ein Plantagenbesitzer hätte die Sklaven wohl eher behalten und ein Pirat… von ihm hätte er vielleicht gehört.
Aus dem Augenwinkel konnte Charles noch sehen, dass die verbliebenen Männer auf dem Sklavenschiff verzweifelt versuchten Segel zu setzen und von hier zu verschwinden, nachdem sie beobachten hatten müssen, was mit ihren Kameraden geschehen war. „Sie werden es nicht schaffen“, warf er kurz in die Unterhaltung über diesen Bryson, denn er war sicher, dass Eleanor das wichtig war. „Meine Männer sind schnell.“ In dem Satz lag so viel mehr Information, denn tatsächlich waren sie bereits beinahe beim Schiff angekommen, während sich die Luken der Ranger ebenfalls geöffnet hatten und das Schiff an der Flucht hindern würde. Auch hier hatte die Kommunikation ohne Geschrei oder wilde Gesten funktioniert. Vor allem gab der Satz aber das Versprechen, dass keiner der Crew überleben oder dieses Schiff jemals noch irgendeinen Hafen ansteuern würde.
Damit konzentrierte er sich wieder auf den Mann, um den es hier ging. Ein missbilligender Laut kaum ihm über die Lippen, weil er es verabscheute, wenn Männer feige waren. Wenn er mit jemandem kämpfte, dann griff er auch von vorne an. Auge in Auge. Seine Opfer wussten, wer sie tötete. Angst hatte er aber nicht vor Männern wie Bryson. Doch dann sah er Eleanor mit einem breiten Grinsen an. „Ich sollte dich das regeln lassen, weil er dich nicht von hinten angreifen würde, weil du einen Rock trägst oder ein hübsches Lächeln hast?“ Für einen Atemzug lang kehrte der Respekt zurück in seine Augen, den er vorhin empfunden hatte, als sie den Männern ihre Forderung mitgeteilt hatte. Sein Blick ging zu ihrem Gewehr. „Das war gefährlich, Eleanor. Du hattest zwei Schuss gegen eine halbe Crew. Und nun hast du eine nutzlose Waffe in der Hand.“ Ob er genug getan hatte, würde er schon selbst entscheiden und zwar dann, wenn es ihm passte und nicht jetzt. Also sagte er dazu auch nichts weiter. Wie zuvor versicherte er ihr nicht seine Hilfe, aber er machte im Moment auch keine Anstalten sich zurückzuziehen.


RE: Nothing left to say - Eleanor Guthrie - 06.06.2023

Dieser Moment hier zwischen ihnen war so irreal, da er nicht so wirklich in die Situation passen wollte. Es war nur ein Moment und doch hatte sie in diesem Augenblick das Gefühl Charles vollkommen neu zu sehen. Sie hatten sich beide verändert, waren älter geworden und härter. Und doch war da zwischen den ganzen Veränderungen, noch immer dieser seltsame Funke des Vertrauten. Ein Funke, der sich nicht so einfach leugnen und sie erkennen ließ, das auch die Art des Begehrens sich verändert hatte.
Der Schwung zurück in die Realität war vermutlich das beste, was in dieser Situation kommen konnte, denn seine Worte von gestern Abend schwebten ebenso noch in ihrem Gedächtnis. Erinnerten sie daran was er wirklich über sie dachte und das es besser war, nicht wieder irgendeinem schwachsinnigen Gedanken zu verfallen, dass ihm tatsächlich auch nur irgendwas an ihr lag, ausser eben das Geschäft. Doch wie zur Hölle sollte sie leugnen, dass es Charles war, der die Frau in ihr wachrief, der die Frau in ihr ansprach? Daher war das Thema Bryson tatsächlich leichter, nicht weniger wut und hasserregender aber leichter als zu versuchen diesen Moment zu analysieren, den sie gerade hatten. Was vermutlich auch nur dem Kampf geschuldet war.
Kurz ging ihr Blick zurück... Charles hatte nicht gelogen. Seine Männer waren verdammt schnell. Beeindruckt und mit einem kurzen Lächeln bedankte sie sich mit einem Nicken. "Du hast verdammt viel geschafft in den letzten Jahren." gestand sie ihm dann ehrlich zu, denn egal wie oder was sie empfand, aber das musste sie ihm zugestehen. Sie hatte ihn zu der Zeit erlebt, als sie sich geliebt hatten. Schon damals hatte er seinen eigenen Charme besessen, doch der Charles der jetzt neben ihr ging, war weitaus gefählicher. Nicht nur wegen seines Rufes, den er eindeutig verdiente und dem er hier alle Ehre machte, sondern auch durch seine Ausstrahlung, die er ausübte. Die ganze Präsenz, die ausreichte um diese Brutalität, die seine Männer ausmachten zu kontrollieren. Sie dazu zu bringen ihm zu folgen.
Über Bryson gab es nicht wirklich viel zu sagen, was auch ihr genervter und fast schon angewiderter Gesichtsausdruck aussagte. "Bryson ist weder das eine noch das andere. Er würde gerne Pirat sein, doch er traut sich auch nicht recht es wirklich zu werden. Sein Vater war ein sehr enger Handelskontakt meines Vaters. Er übernahm seine Geschäfte, nachdem ihm nichts anderes übrig blieb, denn seine Hoffnungen, die sie hatten wurde nicht erfüllt. Nur ist er nicht in der Lage all dem gerecht zu werden. Er ist mehr Schein als sein, besitzt diese typisch britische Versnobtheit und Arroganz. Versucht zu überblenden, dass er bisher nie wirklich etwas auf die Reihe bekommen hat, zumindest nie alleine. Wenn dann eher durch hinterhältige Morde oder Erpressungen." versuchte sie ihm ein Bild über Bryson zu geben. Oh ihr Vater und sein Vater hatten sich so einiges erhofft, nur hatten sie nie Charles auf der Rechnung gehabt. Der Grund weswegen sie es alleine regeln sollte war jedoch ein anderer. "Nun, ich helfe dir gerne auf die Sprünge Eleanor. Mich interessieren weder deine Vorlieben noch deine Probleme. Es ist mir egal, ob und wenn ja, wer dir das Leben schwer macht. Es ist mir, verflucht noch Mal, gleichgültig, ob sie etwas wissen, das die schadet oder eben nicht. Ich habe mit den Männern nichts am Hut und mit dir auch nicht." wiederholte sie seine Worte von gestern abend. Es waren nicht die, die sie so verletzt hatten, aber sie hatten doch seine Meinung sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Für einen Augenblick ließ sie diese Aussage auch in der Luft stehen, denn sie näherten sich ohnehin dem Bordell. "Ich denke dass ist Grund genug, warum ich das alleine regeln sollte.. es ist mein Problem und mein Ärger. Und jemanden wie Bryson triffst du nicht in dem du ihn tötest... es muss etwas sein, was nachhaltig wirkt und andere davon abhält so etwas noch einmal hier auf dieser Insel zu versuchen." erklärte sie ihm dennoch ruhig, ehe sie sich kurz an die Bordellbesitzerin wandte und ihr auftrug, dass sie Bryson Bescheid geben sollte, dass sie auf ihn in ihrem Büro warten würde. Ein Ton der neutral genug war um eventuelle Beobachter keinen Hinweis zu geben.
Bei seinem Einwand konnte Eleanor jedoch nur nicken. "Ich glaube in diesem Moment habe ich überhaupt nicht nachgedacht... ich weiß dass es dumm war, aber die Gefahr dass sie davonkommen, wenn ich nichts mache, die war zu groß. Den letzten Sklavenhandel hier in Nassau hat es unter der Führung meines Vaters gegeben. Er hat es geduldet um im Austausch dafür andere Sachen zu erhalten. Ich werde es nicht dulden, dafür liegt mir dieses Thema zu sehr am Herzen, schon wegen Mr. Scott." sie hatte nie vergessen wo er herkam, welche Narben er davon getragen hatte und er war ihr wichtig. Bei ihr war er nie Sklave gewesen, sondern jemanden den sie liebte und respektierte... jemanden dem sie vertraute. "Wir haben noch ein klein wenig Zeit. Bryson wird noch mit Max beschäftigt sein, daher können wir auch gleich in mein Büro gehen. Wobei mir einfällt... wieso hast du nicht mit Mr. Scott verhandelt? Du hättest mich nicht dafür gebraucht... ich hatte nie die Absicht dir dort im Weg zu stehen, du solltest lediglich die bessere Wahl haben." denn neben ihr gab es eben nur Mr. Scott mit dem er verhandeln konnte, zumindest wenn es um den Schwarzhandel hier in Nassau ging.


RE: Nothing left to say - Charles Vane - 06.06.2023

Als die Realität sie wieder in ihrem vollen Ausmaß willkommen hieß, hätte Charles nicht zu sagen vermocht, wie lange es noch gedauert hätte, bis er jedes Urteil, das er sich in den letzten Jahren über Eleanor Guthrie und ihren Charakter gebildet hatte, einfach über Board geworfen hätte und sie alles von ihm hätte verlangen können. Sekunden... Minuten... keinesfalls länger. Es war der Moment, in dem er sehen konnte, dass das Mädchen, das er geliebt hatte zu einer Frau geworden war in so vielerlei Hinsicht. Wie sehr, würde sich aber später noch zeigen. Das ahnte er gerade nicht einmal. Er war längst auch nicht mehr der junge Mann, der damals am Strand gewartet hatte. Er war ihm nicht entwachsen, sondern er hatte das Gefühl, dass er tot war. Im Augenblick war es, als hätten sie eine Art Waffenstillstand geschlossen.
Als Eleanor ihm zunickte mit einem Lächeln, verstand er die Geste sehr genau, denn auch wenn es nicht seine Stärke war sich zu bedanken, erkannte er einen Dank sehr wohl, wenn er ihn sah. Er merkte gar nicht, wie er das Lächeln unwillkürlich erwiderte und einen gewissen Stolz empfand, weil sie erkannte, was er alles geschafft hatte. Sonst wäre er vermutlich wütend auf sich selbst gewesen, denn verdammt, er brauchte sicher keine Anerkennung von einer Frau für etwas, das nur Männer verstehen konnten - zumindest keine solche Anerkennung. Wenn die Anerkennung darin bestand mit ihm zu vögeln, dann bitte gerne, aber selbst das hätte er geleugnet, wenn es dabei um Eleanor gegangen wäre. Und doch war da dieses Lächeln, das sie von ihm bekam. Edward Teach hatte den Grundstein gelegt für das, was er sich hier aufgebaut hatte und manchmal hätte er sich gewünscht, dass der Mann es sehen würde und stolz auf ihn war - auch wenn er ihm dann vermutlich den Kopf abreißen würde, als Vergeltung für das, was er getan hatte. Charles wusste, wie sehr er sich verändert hatte. Nicht nur körperlich. Schon immer war er stark gewesen durch die harte Arbeit, aber inzwischen hatten sich die Muskeln weiter ausgebildet durch die Arbeit auf den Schiffen und er hatte die Schlacksigkeit junger Männer verloren, die einer permanenten Anspannung Platz gemacht hatte. Aber es war mehr als das. Da war das Wissen, was er schaffen konnte und die Fähigkeit Männer anzuführen auf seine ganz eigene Art. Er konnte sich auf eines immer verlassen: auf seine brutale Kompromisslosigkeit, die nicht immer Gewalt beinhaltete, denn er war kein Unmensch. Albinus war ein Unmensch gewesen, genauso wie der Captain, der tot am Strand lag. Aber er wusste auch, was er mit einem einzigen langen Blick erreichen konnte.
Charles hörte sich an, was es über diesen Bryson zu sagen gab. Kein Pirat, kein Geschäftsmann. Wie er Menschen hasste, die sich nicht entscheiden konnten oder unfähig waren. Über die Versnobtheit musste er grinsen. "Hm...", kam ein kleiner Laut über seine Lippen, als er sich das durch den Kopf gehen ließ. "Ein Vollidiot also." Das war seine Zusammenfassung des Bildes, das Eleanor ihm hier gegeben hat.
Als Eleanor zu einer Erklärung ansetzte, bleib er einen Moment stehen, als er die Worte sofort wiedererkannte, bevor es weiter ging auf ihrem Weg. Er hatte jedes Wort gesagt, das sie hier vorbrachte gegen ihn und er hatte keines davon so gemeint, aber zugeben konnte er das nicht. Aber auch das war nicht richtig. Er meinte es so, weil er es meinen WOLLTE, aber es stimmte am Ende dennoch nicht. "Du bist nachtragend", stellte er erst einmal fest, weil sie ihm das vorhielt. "Du hast nicht weniger erreicht als ich, Eleanor. Ich habe dich beobachtet heute. Nicht nur hier am Strand... auch im Lager. Und so wie ich das sehe, besteht die Guthrie Trading Company inzwischen aus Miss Guthrie und nicht mehr Mister Guthrie. Die Männer akzeptieren dich. Was kümmert dich das Wort eines Mannes? Und wenn ich dich erinnern darf: du bist es doch gewesen, die mich eben sehr gerne in die Probleme hineingezogen hat am Strand." Er hatte kein bisschen vor, sich zu entschuldigen für das, was er gesagt hatte. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, als Eleanor mit Mrs. Mapleton sprach. Zum Warten verurteilt wegen einer Puffmutter.
Charles sah das naturgemäß anders als Eleanor. Er fand, dass man Menschen sehr gut treffen konnte in dem man sie schlichtweg tötete, am besten so, dass es möglichst viele andere Menschen mitbekamen. Wer das warum und wie getan hatte. Immerhin sah sie ein, dass das leichtsinnig gewesen ist am Strand. Überrascht hörte er, dass ihr Vater in den Handel mit Sklaven involviert gewesen ist, aber andererseits... es passte zu dem Mann. Charles sah auf, als sie meinte, dass ihr das Thema zu sehr am Herzen lag und für einen kleinen, dummen Moment glaubte er tatsächlich, dass es wegen ihm sein könnte. Da wollte schon ein Lächeln um seine Mundwinkel zucken, als es um Mr. Scott ging. Diesen Schatten, der stets an ihrem Rockzipfel hing! Immer schon ist das so gewesen und mehr als einmal hatte er sie gestört, wenn sie alleine sein wollten. Charles war sicher, dass sich daran genau gar nichts geändert hatte und widerstand dem Drang sich umzusehen, ob er in der Nähe war. Das Lächeln blieb weg und sein Blick verdüsterte sich etwas. Was hatte er auch gedacht?! Um ihn.... sie wusste nicht einmal, was das Brandzeichen auf seiner Brust zu bedeuten hatte. Über solche Dinge hatten sie nie gesprochen. Ihm war das nie wichtig gewesen, weil er sie lieber nackt unter sich spüren wollte, als sich zu unterhalten und dann hatten sie Pläne geschmiedet. Charles zwang sich den Gedanken zu verbannen, als es es erneut um Bryson ging.
"Du weißt sogar, welche Hure er wie lange fickt? Respekt." Es klang ein wenig schärfer und missbilligender, als er es beabsichtigt hatte, noch gefangen in der Erkenntnis von eben. Aber so war es immer schon gewesen: Eleanor hatte alles gewusst, das irgendwie wichtig gewesen ist.
Schon wollte er sich auf den Weg in ihr Büro machen, wenn sie denn jetzt Geschäfte abwickeln wollte - endlich. Und erneut bekam er vorgehalten, was er am Vortag zu ihr gesagt hatte. "Herrgott, Eleanor!" fuhr er sie an, als er die naive Enttäuschung von eben einfach nicht ablegen konnte und sein Temperament die Führung übernahm, ganz gleich wie Jacks Ratschlag gelautet hatte. "Ich will nicht mit dir verhandeln. Ich bin heute Morgen zu deinem Lager gekommen, um mich zu entschuldigen, falls du mir überhaupt zugehört hast. Du hast mich einfach stehen lassen mit deinem Handlanger, mit dem ich ganz sicher noch weniger verhandeln will. Ich will nur meine verfluchte Ware loswerden, bevor mein verdammtes Schiff untergeht. Also nimm sie oder lass es. Hass mich für das, was ich zu dir sage, aber hör auf mir das vorzuhalten!" Es klang nicht weniger beleidigend als am Vortag, aber im Grunde sagte er ihr gerade, dass er bereit war ihre Konditionen zu akzeptieren, egal was sie zahlte oder an Provision verlangte. Und mehr noch wusste er, dass es niemand mit Eleanor aufnehmen konnte, wenn es um Worte ging.