You're such a fucking asshole
Charles hatte seine Unterhaltung mit Jack schließlich beendet und sich auf den Weg gemacht, denn er wollte weder als letzter beim Lagerhaus ankommen, noch wollte er riskieren, dass es bereits geschlossen war. Denn er mochte zuweilen nicht alle Möglichkeiten akribisch bis zum Ende durchdenken, aber ihm war sehr bewusst, was die Crew erwartete: harte Münzen für die Ware, die an Board der Ranger lagerte und zu verschimmeln drohte. Sie saßen im Moment hier am Strand, die Annehmlichkeiten der Stadt vor der Nase - Huren, Rum, Geschäfte - und konnten nichts davon nutzen, weil ihnen das Geld dazu fehlte. Und was das bedeutete für ihre Laune war ihm klar. Charles war lange genug nichts anderes als einfacher Seemann gewesen, um das Gefühl am eigenen Leib erlebt zu haben. Jack und Anne waren mit Arbeit versorgt und er machte sich schließlich auf den Weg zum Lagerhaus.
Nicht jedoch ohne einen Umweg durch die Zelte am Strand, denn er wollte gerne wissen, wer neben ihnen lagerte, wer überhaupt hier war und wie groß die Crews waren. Er verzog das Gesicht, als er feststellen musste, dass Flint nach wie vor die größte um sich geschart hatte. Kein Wunder, als sein Blick aufs Meer ging, sah er die Walrus im Vergleich zu den anderen Schiffen - auch zur Ranger - und sie war durchaus etwas größer. Konnte das Scheißding nicht einfach untergehen?! "Vermutlich schon", murmelte er zu sich selbst, als er seinen Weg fortsetze. Und als hätte der Teufel persönlich ihn gehört, begegnete er Flint mit Gates unterwegs. Während Gates ihm durchaus freundlich zunickte, ignorierten sich die beiden anderen Männer vollkommen. Vielleicht waren da düstere Blicke, aber genau konnte man es nicht sagen. Charles jedenfalls ermahnte sich selbst sich nicht mit Flint aufzuhalten in dem Moment. Jack und Anne würden das erledigen und er musste zu Eleanor. Musste. Wollte. Musste. Bei dem schweigenden Argument mit sich selbst, zuckte ein kleines Grinsen um seine Mundwinkel, weil auch er an die letzte Nacht dachte. An den weichen Körper, der sich unter ihm wand. Mal stöhnend, mal bettelnd. Mal fluchend, mal seufzend oder keuchend. Und er hatte jeden noch so kleinen Laut von ihr genossen.
Als er am Bordell vorbeikam, fühlte er sich beobachtet, aber er hätte nicht sagen können, wessen Blicke ihn beinahe durchbohrten von hinten. Als er einen Blick über die Schulter warf, war da niemand mehr, den er hätte zuordnen können. Dass es keine Einbildung gewesen war, dessen war er sich nahezu sicher.
Erneut stellte er sich brav in die Reihe und warte bis er dran war, als könnte er kein Wässerchen trüben. Ein Angebot ihn vorzulassen, lehnte er ab. Flint, dieser noble Sack, hätte das sicher auch so gemacht. Er hätte kotzen können, aber er wartete. Dabei konnte er Eleanor ein wenig beobachten. Wie sie mit den Männern sprach, wie sie hier und da einen Blick mit Mr. Scott wechselte und wie sie einmal in Gedanken versunken war. In dem Moment sah sie besonders schön aus, fand Charles und sein Grinsen wurde für einen Moment zu einem feinen Lächeln, das zu kurz war, als dass es jemand hätte bemerken können.
Als er endlich an der Reihe war, trat er an den Tisch und wartete erneut, bis Eleanor so weit war und aufblickte, um mit ihm zu verhandeln. Die Begrüßung fiel nicht ganz so aus, wie er sich das erhofft hatte und so trat einen Moment lang Stille ein zwischen ihnen. Bereute sie die letzte Nacht? Oder war das nur professionelle Geschäftsmäßigkeit? Er war keinesfalls sicher, aber er war gut darin so etwas zu verstecken. Er zog sich einen Holzklotz heran und setzte sich Eleanor gegenüber, damit er hier nicht stehen musste wie ein Bittsteller. Er strahlte sie förmlich an, als er die Hände auf dem Tisch ablegte. "Guten Morgen." Er ließ das lange genug wirken, um eine Ergänzung zwischen ihnen stehen zu lassen: du bist einfach gegangen heute Morgen. "Uhm... Tabak, etwas Zucker, vor allem Stoffe - Baumwolle und Seide", begann er schließlich aufzuzählen. Noch immer lächelte er Eleanor an, denn warum nicht Geschäft und Vergnügen verbinden?