Not your fucking business
Charles hatte seine Zigarre in Ruhe und vor allem nachdenklich geraucht, während Eleanor an seiner Seite nahezu sofort eingeschlafen war. Er hatte ihren warmen Atem auf seiner Haut gespürt, während er gedankenverloren mit den Fingern über ihren Arm gefahren war und sich die Ereignisse seit seiner Ankunft durch den Kopf gehen hatte lassen. Das Wiedersehen und die Missverständnisse, Jacks Informationen und die Erkenntnis nicht handeln zu können, Annes Informationen und die Sklavenhändler, die ihn in die schlimmste Zeit seines Lebens zurück katapultiert hatten, als wäre er nie fortgewesen. Flint, Gates und nicht zuletzt Eleanors Vater. Bei ihm verweilten seine Gedanken am längsten. Richard Guthrie stellte eine Gefahr dar, mit der er so nicht gerechnet hatte bei seiner Rückkehr.
Doch irgendwann war Charles ebenfalls eingeschlafen und als er erwachte, lag Eleanor noch immer tief und fest schlafend in seinen Armen. Er konnte freilich hier bei ihr liegen blieben, bis sie erwachte oder aber sich endlich um das kümmern, was er gestern verschoben hatte. Ehrlicherweise wollte er keine Sekunde länger mehr warten. Vorsichtig löste er sich von ihr und stand auf, um sein Hemd wieder überzustreifen. Langsam, um kein Geräusch zu verursachen, griff er nach seinen Schwertern und verließ mit ihnen das Zelt, um die erst draußen umzulegen. So machte er sich schließlich auf den Weg in die Stadt, die zwar bereits zum Leben erwacht war, aber es fehlte noch die lauten Pöbeleien, Streitigkeiten und Trinksprüche des Abends. Egal, im Bordell war immer Betrieb. Charles wusste, dass einige Gäste auch die ganze Nacht blieben, wenn sie gut bezahlten oder dass andere früh morgens kamen, wenn ihr Schiff bald auslaufen würde. Er zündete sich eine Zigarre an und trat in den Innenhof des Hauses. Von Noonan, diesem Halsabschneider war nichts zu sehen und auch von der alten Madame, Mrs. Mapleton, war nichts zu sehen. Beides war ihm recht, denn wo Noonan ein Halsabschneider war, war sie ein gieriges Weib, das sich alles bezahlen ließ. Es sei denn die beiden hätten sich verändert in den letzten Jahren, aber das glaubte er nicht, denn niemand änderte sich einfach so. Er nahm ohne zu zögern die Treppe nach oben und stutzte dann. Er hatte keine Ahnung welches Zimmer Max gehörte. Gerade, als er die Hand an die Pistole legte, die er am Gürtel trug, um sich ein Zimmer nach dem anderen vorzunehmen, tauchte eines der Mädchen auf und sofort legte er den Zeigefinger auf seine Lippen, damit sie leise war. Sie war viel zu erschrocken, um direkt los zu kreischen und so konnte er nach Max fragen. Das Mädchen bestätigte, welches ihr Zimmer war und sah zu, dass sie verschwand.
Charles lehnte sich an die Wand neben der Türe und tat erneut das, was er verabscheute: er wartete. Wann war das Teil seines Lebens geworden, wenn es um Frauen ging? Er rauchte seine Zigarre und behielt den Hof unten und die anderen Zimmertüren im Blick, aber nichts regte sich dort bisher. Irgendwann waren unten Stimmen zu hören und gerade, als Noonan auftauchte, öffnete sich Max Türe und sie trat an ihm vorbei nach draußen. Charles packte sie sofort brutal am Oberarm und legte sie die Klinge seines Kurzschwertes an den Hals, als er sie schon zurück in ihr Zimmer drängte und die Türe mit dem Fuß zutrat. Niemand sonst war hier. "Wir zwei unterhalten uns jetzt", erklärte er ihr knapp.