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Nothing left to say
Charles & Eleanor nach der Eskalation
#8


Nothing left to say
   Eleanor Guthrie   Charles Vane
am 03.01.1715
Charles & Eleanor nach der Eskalation


Eleanor tat gut daran nicht einmal zu versuchen, das Abschlachten der Männer am Strand zu verhindern. Das hätten ihr die Männer übelgenommen und es war nicht einmal sicher, dass sie in diesem Moment Charles hätte erreichen können. Was war es, was er hier ausübte? Vielleicht Rache für seine eigenen Erlebnisse. Albinus hatte er nie zu fassen bekommen und inzwischen war es nicht mehr zwingend notwendig sich an dem Mann selbst zu rächen. Es ging vielmehr um die Rache für die Sache an sich. Man hätte auch behaupten können, dass er den Menschen hier helfen wollte, um ein besseres Leben in Freiheit leben zu können. Aber war er so nobel? Kaum. Er befreite sie, weil er die Sache verurteilte, aber er würde keinen Finger rühren, um ihr Schicksal nun in die Hand zu nehmen und ihnen ein Leben zu ermöglichen, wie es Edward Teach damals bei ihm getan hatte. Mit dem Aufschließen der Ketten waren sie nicht mehr von Interesse für ihn.
So bohrten sich seine scharfen Klingen in Körper und schnitten Kehlen durch, was er aber am Ende trotz all der Genugtuung nicht bekam, war die Gewissheit Antworten zu haben auf die Fragen, die er noch nie laut ausgesprochen hatte. Er hatte versucht die Antworten zu finden: im Tod derer, die sie hätten geben können… am Boden von Rumflaschen… in Opiumpfeifen… aber nichts hatte etwas gebraucht und so würde es auch heute bleiben. Unwillig schob er die Erkenntnis zur Seite, als er zu Eleanor trat. Hinter ihm fielen die Männer der Ranger wie ein Schwarm Fliegen über die Opfer her und begannen ihnen alles abzunehmen, was irgendwie von Wert war: Geld und Schuhe, Kleidung, Waffen und Tabak.
Charles wurde in dem Moment aus der Dunkelheit geholt, die der Kampf ausgelöst hatte, als Eleanor sanft seine Wange berührte und Blut fortwischte, von dem er noch nicht einmal gemerkt hatte, dass es da war. So teilten sie einen Augenblick zusammen an diesem Strand, in dem sie sich nur ansahen und Charles sich nicht weniger darin verlor als Eleanor selbst. Dach dann war da seine Frage, ihr Blinzeln und es war vorbei. Die Hand verschwand und er steckt seine Waffen ein, die mit einem Kratzen in die Scheiden glitten. Beides machte wieder Platz für Härte des Lebens auf Nassau. Er bekam keinen Namen – zumindest nicht sofort, aber sie kannte den Weg, also ging er neben Eleanor her. Er hinterfragte das nicht, denn sie war hier aufgewachsen und er war sehr sicher: wenn sie sage, sie wusste, wo sie den Mann finden konnten, dann war das so. Eleanor war hier aufgewachsen, kannte jeden Winkel der Insel, besonders von Nassau und sie war noch mehr: gut vernetzt. Sie erfuhr Dinge schneller als andere.
Als Charles einen Namen hatte, versuchte er sich daran zu erinnern oder ihn einzuordnen. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, als er konzentriert darüber nachdachte, es aber schließlich mit einem Kopfschütteln aufgab, das bereits verriet, das er den Namen noch nie gehört hatte. „Bryson… Wer ist er? Ein Geschäftsmann?“ Ein Plantagenbesitzer hätte die Sklaven wohl eher behalten und ein Pirat… von ihm hätte er vielleicht gehört.
Aus dem Augenwinkel konnte Charles noch sehen, dass die verbliebenen Männer auf dem Sklavenschiff verzweifelt versuchten Segel zu setzen und von hier zu verschwinden, nachdem sie beobachten hatten müssen, was mit ihren Kameraden geschehen war. „Sie werden es nicht schaffen“, warf er kurz in die Unterhaltung über diesen Bryson, denn er war sicher, dass Eleanor das wichtig war. „Meine Männer sind schnell.“ In dem Satz lag so viel mehr Information, denn tatsächlich waren sie bereits beinahe beim Schiff angekommen, während sich die Luken der Ranger ebenfalls geöffnet hatten und das Schiff an der Flucht hindern würde. Auch hier hatte die Kommunikation ohne Geschrei oder wilde Gesten funktioniert. Vor allem gab der Satz aber das Versprechen, dass keiner der Crew überleben oder dieses Schiff jemals noch irgendeinen Hafen ansteuern würde.
Damit konzentrierte er sich wieder auf den Mann, um den es hier ging. Ein missbilligender Laut kaum ihm über die Lippen, weil er es verabscheute, wenn Männer feige waren. Wenn er mit jemandem kämpfte, dann griff er auch von vorne an. Auge in Auge. Seine Opfer wussten, wer sie tötete. Angst hatte er aber nicht vor Männern wie Bryson. Doch dann sah er Eleanor mit einem breiten Grinsen an. „Ich sollte dich das regeln lassen, weil er dich nicht von hinten angreifen würde, weil du einen Rock trägst oder ein hübsches Lächeln hast?“ Für einen Atemzug lang kehrte der Respekt zurück in seine Augen, den er vorhin empfunden hatte, als sie den Männern ihre Forderung mitgeteilt hatte. Sein Blick ging zu ihrem Gewehr. „Das war gefährlich, Eleanor. Du hattest zwei Schuss gegen eine halbe Crew. Und nun hast du eine nutzlose Waffe in der Hand.“ Ob er genug getan hatte, würde er schon selbst entscheiden und zwar dann, wenn es ihm passte und nicht jetzt. Also sagte er dazu auch nichts weiter. Wie zuvor versicherte er ihr nicht seine Hilfe, aber er machte im Moment auch keine Anstalten sich zurückzuziehen.
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